MONTREAL (dpa-AFX) - Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat sich bei Kanada für die Lieferung einer Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 bedankt. Zugleich bot sie dem Land eine deutlich engere Energie-Kooperation an. "Ihr habt als Regierung für die europäische Solidarität eingestanden", sagte sie am Mittwoch bei ihrem Antrittsbesuch in Kanada nach einem Treffen mit ihrer Amtskollegin Mélanie Joly. "Wir haben gemeinsam den Bluff des russischen Präsidenten entlarvt."
Seit Juni hat Russland die Gaslieferungen über Nord Stream 1 zurückgefahren. Der Energiekonzern Gazprom
Die kanadische Regierung ist wegen der Erlaubnis für die Lieferung der Turbine unter Druck. Ihr wird vorgeworfen, Sanktionen umgangen zu haben. Ein Parlamentsausschuss untersucht das gerade. Der Weltkongress der Ukraine hat sogar eine Klage gegen die Lieferung angekündigt. In Kanada leben 1,4 Millionen Menschen mit ukrainischen Wurzeln.
Joly verteidigte die Lieferung gegen Kritik. Es sei klar, dass Putin einen "hybriden Krieg" führe. Er wolle "Spaltung in unserem Bündnis säen." Das habe man nicht zulassen wollen, sagte sie. Am Donnerstag muss Joly wie auch die deutsche Botschafterin Sabine Sparwasser zu der Turbinen-Lieferung vor dem Parlamentsausschuss für Auswärtige Angelegenheiten aussagen.
Der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder räumte Baerbock ein "riesiges weiteres Potenzial" ein. Sie nannte die Bereiche Wasserstoff und Mineralien. In wenigen Wochen reist auch Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kanada, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen.
Baerbock beendet in Montreal ihre dreitägige Nordamerika-Reise. In Montreal wollte sie auch ein Getreideterminal im Hafen besuchen und sich mit Teilnehmerinnen an einem Integrationsprogramm für Frauen treffen. Zuvor war Baerbock zwei Tage in New York, wo sie an einer UN-Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags teilgenommen hatte./mfi/DP/he
Quelle: dpa-Afx