LONDON (dpa-AFX) - Die britische Großbank Barclays ist in der Corona-Pandemie deutlich besser durch den Sommer gekommen als gedacht. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im dritten Quartal 611 Millionen britische Pfund (677 Mio Euro), wie es am Freitag in London mitteilte. Das war rund dreimal so viel wie von Analysten im Schnitt erwartet. So gingen die Erträge in der Krise nicht so stark zurück wie befürchtet, und drohende Kreditausfälle belasteten nicht so stark wie gedacht. Ein Jahr zuvor war Barclays wegen hoher Schadenersatzzahlungen an geschädigte Kreditnehmer in die roten Zahlen gerutscht.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Barclays-Aktie legte am Morgen in London um mehr als vier Prozent zu und war damit zweitstärkster Wert im Londoner Leitindex FTSE 100 . Allerdings hat das Papier seit dem Jahreswechsel immer noch rund 40 Prozent an Wert eingebüßt. Insgesamt wird Barclays an der Börse mit umgerechnet rund 21 Milliarden Euro immer noch höher bewertet als die Deutsche Bank mit knapp 17 Milliarden Euro.

Im dritten Quartal ließ bei Barclays die Sorge wegen drohender Kreditausfällen etwas nach. Die Rückstellungen für faule Kredite belasteten das Quartalsergebnis mit 608 Millionen Pfund. Im ersten Halbjahr hatte Barclays noch 3,7 Milliarden Pfund in die Risikovorsorge gesteckt. Im gesamten zweiten Halbjahr soll es deutlich weniger sein, und auch für das kommende Jahr rechnet das Management um Barclays-Chef James Staley in diesem Bereich mit geringeren Belastungen als 2020.

Im dritten Quartal hielten die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Finanzmärkte den Handel mit Wertpapieren bei Barclays auf hohem Niveau. Weil Anleger weiterhin eifrig Papiere kauften und verkauften, lagen die Erträge im Handelsgeschäft der Barclays-Investmentbank im dritten Quartal 29 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum zweiten Quartal gingen sie allerdings um 12 Prozent zurück.

Zudem konnte auch das sprudelnde Handelsgeschäft nicht verhindern, dass die gesamten Erträge der Bank im dritten Quartal im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 5,2 Milliarden Pfund zurückgingen. Das lag vor allem am Geschäft in Barclays' Heimatland. Die Corona-Pandemie hat Großbritannien so schwer getroffen wie nur wenige andere Länder in Europa.

Die Barclays-Führung erwartet, dass der Gegenwind für die Bank in Großbritannien im kommenden Jahr weiter anhält. Im internationalen Geschäft mit Privatkunden, Karten und Zahlungsdiensten hat das Management zwar erste Zeichen einer Erholung ausgemacht. Die Aussichten blieben aber unsicher, hieß es. Der hauseigenen Investmentbank bescheinigt Staley nach den jüngsten Ergebnissen aber gute Aussichten für die Zukunft./stw/ngu/jha/

Quelle: dpa-Afx