WILHELMSHAVEN (dpa-AFX) - Deutschlands erstes Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) zum Ersatz russischer Pipeline-Lieferungen in Wilhelmshaven darf ab sofort gebaut werden. Das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg genehmigte das Projekt nach Angaben des Energiekonzerns Uniper
Uniper peilt an, das Terminal ab dem Winter betreiben zu können. Die Landesregierung spricht vom 21. Dezember als Zieldatum. Konzernchef Klaus-Dieter Maubach verwies auf die Bedeutung des Projekts für die Gasversorgung. Es wird befürchtet, dass Russland die bereits reduzierten Verkäufe auch in die Bundesrepublik weiter drosseln oder einstellen könnte. LNG ist unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas, kann per Schiff transportiert werden und soll Ausfälle herkömmlichen Gases abfedern.
Normalerweise dauern Vorhaben dieser Größenordnung in der Antragstellung und Genehmigung deutlich länger - bei Stromtrassen oder neuen Windrädern führen Kritiker dies als einen Grund für die mitunter verzögerte Umsetzung an. Maubach sagte, die im Fall Wilhelmshavens erzielte Geschwindigkeit sei nicht selbstverständlich. "Vor allem zeigt es, was möglich ist, wenn die Gesellschaft, Industrie und Politik an einem Strang ziehen."
Über das Terminal sollen bis zu 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr umgeschlagen werden. Das entspräche etwa 8,5 Prozent des aktuellen deutschen Gasbedarfs. Der erste Rammschlag war am 5. Mai. Weitere Anlagen sollen in Stade bei Hamburg sowie im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel entstehen. "Wir sind sehr froh, dass es nun auch sichtbar losgeht", sagte Lies.
Umweltverbände äußerten große Bedenken. Sie befürchten, dass es angesichts des Zeitdrucks bei ökologischen Prüfungen nicht die notwendigen Gründlichkeit geben könnte. Die Deutsche Umwelthilfe hatte bemängelt, der präzise Umfang des Bedarfs an LNG-Terminals sei nicht genügend nachgewiesen. Sie sprach von einem "klimapolitischen Blindflug".
Lies versicherte, mehr Geschwindigkeit bedeute nicht weniger Genauigkeit: "Wir sind gehalten, das alles zu prüfen, und auch sehr sorgfältig. Diese Vorgaben haben wir vor dem vorzeitigen Baubeginn gemacht, und natürlich wird entlang dem Naturschutzrecht gehandelt."
Die Aufteilung des Verfahrens in Einzelschritte spare Zeit - was bei einigen Umweltschützern aber auch Argwohn auslöste. Lies betonte, die Öffentlichkeit sei angemessen beteiligt worden. Die Planungsunterlagen seien ausgelegt. Im Fall kritischer Stellungnahmen oder Klagen müssten die Behörden reagieren. Auch Uniper erklärte, alle vorgeschrieben Prüfungen würden eingehalten.
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Quelle: dpa-Afx