MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftware-Anbieter Nemetschek
Das zuletzt wegen der Tech-Skepsis von Investoren schwer gebeutelte Papier stieg auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich mit dem Xetra-Schluss vom Vorabend um über 4 Prozent. In diesem Jahr hatte der Kurs bisher rund ein Drittel an Wert eingebüßt. Zu Jahresbeginn war die Aktie noch über 110 Euro wert, im Jahrestief im März war sie dagegen für weniger als 70 Euro zu haben. Nach einer kurzen Erholung fiel der Kurs jüngst wieder unter 74 Euro. Aktuell kommt Nemetschek damit auf einen Börsenwert von 8,8 Milliarden Euro - mehr als etwa die Deutsche Lufthansa
Baader-Bank-Analyst Knut Woller sprach von herausragenden Resultaten im ersten Quartal. Vor allem die Bausoftware-Sparte und die Mediensoftware hätten für das Übertreffen der Markterwartungen gesorgt. Angesichts des ungewissen Einflusses der Abo-Umstellung bei Bluebeam im zweiten Halbjahr sei das Unternehmen deutlich stärker ins Jahr gestartet als in der Jahresprognose veranschlagt.
Der Konzernumsatz legte im ersten Quartal um 21,3 Prozent auf 192,2 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen mitteilte. Software-Abos und Programme zur Nutzung über das Netz legten um über die Hälfte zu. Nemetschek profitierte beim Erlös auch vom schwachen Euro. Das währungsbereinigte Wachstum insgesamt lag bei 17,5 Prozent.
Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) steigerte das Unternehmen um 40,9 Prozent auf 69,8 Millionen Euro. Sowohl bei Umsatz als auch im Ergebnis schnitt Nemetschek damit besser ab als von Analysten zuvor erwartet. Der Gewinn unterm Strich legte um 44,7 Prozent auf 42,6 Millionen Euro zu.
"Mit dem ersten Quartal haben wir eine sehr gute Grundlage für den weiteren Jahresverlauf geschaffen, der auch von der Umstellung unserer Marke Bluebeam auf Subskription ab dem zweiten Halbjahr geprägt sein wird", sagte Vorstandchef Padrines. Mittlerweile kommen knapp 63 Prozent der Erlöse aus wiederkehrenden Quellen - also aus Abonnement- oder Serviceverträgen.
Nemetschek ist vor allem auf wesentliche Teile der Software im Bauwesen ausgerichtet, etwa mit Konstruktions-, Architektur- und Bauplanungssoftware. Diese Angebote machen den Löwenanteil des Geschäfts aus, die Sparten Design und Build stehen für über 80 Prozent des Gesamterlöses. Darüber hinaus gibt es auch Software zur Gebäudeverwaltung.
Allerdings wächst die Sparte mit Programmen für die Medien- und Unterhaltungsindustrie am schnellsten, im ersten Quartal um fast drei Viertel. Hier bietet Nemetschek über die Tochter Maxon 3D-Animations- und Simulationssoftware unter anderem für die Videospiel- und Filmindustrie an.
Padrines sieht insgesamt in den Feldern Künstliche Intelligenz, bei sogenannten Digitalen Zwillingen in der Design- und Produktplanung sowie bei maschinellem Lernen und virtueller Realität große Wachstumschancen./men/lew/mis
Quelle: dpa-Afx