KASSEL (dpa-AFX) - Der Düngerkonzern K+S
Die Papiere knickten am Vormittag um rund sieben Prozent auf 14,21 Euro ein. Damit fielen sie weiter vom jüngst erreichten Mehrjahreshoch von knapp 15,55 Euro zurück. Für 2021 summieren sich die Kursgewinne dank eines guten Marktumfeldes für Dünger aber weiter auf mehr als 80 Prozent. Einem Händler zufolge kann die rechtliche Angelegenheit schwer eingeschätzt werden. Es sei aber sicherlich kein Thema, das der Kursentwicklung dienlich sei.
Die Finanzaufseher der Bafin hegen den Verdacht, dass K+S bei einer Wertberichtigung, die 2020 zu einem Jahresverlust von 1,8 Milliarden Euro führte, Vermögenswerte zu hoch angesetzt hatte. Die Abschreibung war notwendig geworden, weil K+S zuvor zu optimistisch in puncto der Kalipreise war. Anders als in der aktuellen Boomphase stand der Kalimarkt damals unter Druck.
Wie das Unternehmen nun am Donnerstag mitteilte, beanstande die DPR zwar die langfristigen Kali-Preisannahmen nicht, halte aber den damals ermittelten Wert der "zahlungsmittelgenerierenden Einheit Kali- und Magnesiumprodukte" (ZGE Kali) für zu hoch. K+S war damals hoch verschuldet, die Eigenkapitalquote war infolge der Abschreibung weiter abgesackt. Wegen der Schuldenlast hatte das Management um Konzernlenker Burkard Lohr bereits davor entschieden, das amerikanische Salzgeschäft zu verkaufen. Die Veräußerung wurde dann im Mai 2021 abgeschlossen, finanziell stehen die Kasseler seither deutlich besser da.
Der Fokus des Unternehmens liegt nach dem Verkauf der Sparte nun auf dem Düngergeschäft. Das soll profitabler werden, wie das Unternehmen vor einer Kapitalmarktveranstaltung am Donnerstagnachmittag erklärte. Das neue Werk Bethune in Kanada und der Standort Zielitz in Sachsen-Anhalt würden auf die Produktion des Standardprodukts Kaliumchlorid fokussiert - dabei gehe es vor allem darum, die Kosten zu senken. An den Standorten Werra und Neuhof im thüringischen und hessischen Kalirevier liege der Fokus auf der Herstellung von Dünger-Spezialitäten. Die werfen mehr Gewinn ab. Und auch das europäische Salzgeschäft solle effizienter werden.
Ab 2023 soll dann jedes Werk sowie die Gruppe insgesamt einen positiven freien Mittelfluss (Free Cashflow) erreichen, selbst bei einem niedrigen Kalidüngerpreis, erklärte Finanzvorstand Thorsten Boeckers laut Mitteilung. Über einen Zyklus von fünf Jahren soll zudem eine operative Gewinnmarge von mehr als 20 Prozent geschafft werden, vom Umsatz soll also mehr als ein Fünftel als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben.
Daran sollen die Aktionäre dann künftig mit einer Basisdividende von 15 Cent je Anteilsschein beteiligt werden. Für Jahre mit einer entsprechend guten Entwicklung soll es Aufschläge geben. Zum Vergleich: Für das vergangene Geschäftsjahr wurde keine Dividende gezahlt und für 2019 waren es lediglich 4 Cent.
Die Äußerungen zur Dividende dürften den Anlegern zwar gefallen, doch erschienen die Mittelfristziele insgesamt recht ambitioniert, erklärte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer ersten Einschätzung. So habe K+S in der Vergangenheit mittelfristige Vorgaben verfehlt. Das Unternehmen müsse daher wohl erst liefern, bevor der Markt an die Ziele glaube.
So erreichte der Konzern in einem äußerst positiven Marktumfeld im dritten Quartal eine operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) von 16,2 Prozent, für die ersten neun Monate sind es 16,7 Prozent. Bis zu den über den Zyklus hinweg angepeilten über 20 Prozent fehlt also noch ein gutes Stück.
In absoluten Zahlen steigerte der Konzern den Umsatz von Juli bis Ende September im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 746 Millionen Euro, das operative Ergebnis schnellte um die Hälfte auf knapp 121 Millionen Euro nach oben. Rückenwind lieferten dabei die boomenden Agrarmärkte. Landwirte sind angesichts hoher Preise für Feldfrüchte bereit, mehr Geld für Dünger auszugeben. Zudem rüsten sich Kommunen bereits auf einen womöglich strengen Winter. Der Absatz von Auftausalz war zuletzt überdurchschnittlich.
Für das Gesamtjahr kalkuliert Chef Lohr vor diesem Hintergrund mittlerweile mit einem operativen Gewinn in Höhe von rund 630 Millionen Euro. Seit Ende Oktober nicht mehr im Ausblick enthalten ist ein zuvor erwarteter Beitrag von 200 Millionen Euro aus der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Reks durch K+S und die Remondis-Tochter Remex. Grund ist eine sich hinziehende Prüfung der Transaktion durch die Kartellwächter.
Unter dem Strich verdiente K+S im dritten Jahresviertel im fortgeführten Geschäft knapp 1,3 Milliarden Euro, nachdem vor einem Jahr noch ein Verlust von fast 1,8 Milliarden Euro angefallen war. Diese Kennziffer ist seit einiger Zeit allerdings weniger aussagekräftig, da K+S den geschätzten Wert eigener Produktionsstätten viel häufiger als früher an die erwartete Markt- und Geschäftsentwicklung anpasst. Hellt sich das Düngerumfeld auf, steigt der Wert entsprechend stark./mis/zb/eas
Quelle: dpa-Afx