VELDHOVEN (dpa-AFX) - Der weltweite Halbleiterboom heizt die Geschäfte des Chipausrüsters ASML
Zum Teil wird die hohe Nachfrage der Chiphersteller aber auch zum Problem für das Unternehmen. Um dem großen Interesse aus der Halbleiterindustrie schneller nachzukommen, verlagert der Maschinenbauer die finalen Tests der Anlagen von den eigenen Fabriken zum Kunden. Dadurch können diese die Anlagen schneller nutzen. Auf der anderen Seite kommt es deshalb zu Verzögerungen bei der formellen Abnahme, die für die Einbuchung des Umsatzes erforderlich ist.
Nach aktuellen Schätzungen des Managements führt dies dazu, dass der Umsatz aus dem Verkauf von sechs der EUV-Lithografiemaschinen (Extrem-Ultraviolett-Lithografie) erst 2023 verbucht werden kann und nicht bereits in diesem Jahr. Besonders stark ist der Effekt verschobener Verbuchungen von ausgelieferten Maschinen im ersten Quartal mit rund zwei Milliarden Euro. Den Jahreseffekt bezifferte das Unternehmen nicht. Der Listenpreis für eine EUV-Anlage liegt im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.
Der Konzern rechnet wegen des neuen Testverfahrens für das erste Quartal mit einem Umsatzrückgang, trotzdem soll der Erlös im laufenden Jahr insgesamt um weitere 20 Prozent steigen, wie Konzernchef Peter Wennink ankündigte. Rechnerisch läuft das auf einen Umsatz von etwas mehr als 22 Milliarden Euro hinaus. 2021 kletterte der Erlös um 33 Prozent auf 18,6 Milliarden Euro.
Die Prognose für das laufende Jahr liegt wie der 2021er-Umsatz im Rahmen der Erwartungen der von Bloomberg erfassten Analysten. Etwas besser als erwartet fielen der Gewinn und die Dividende im vergangenen Jahr aus. Der Überschuss stieg 2021 um rund 66 Prozent auf fast 5,9 Milliarden Euro. Die Anteilseigner sollen durch eine auf 5,50 Euro verdoppelte Jahresdividende profitieren.
Aktionäre hatten ohnehin viel Grund zur Freude. Die ASML-Anteile gehören seit einiger Zeit zu den größten Gewinnern am Aktienmarkt, auch wenn der Kurs aktuell mit knapp 650 Euro fast ein Fünftel unter dem Rekordhoch von 777,50 Euro vom November 2021 liegt. In den vergangenen fünf Jahren zog der Kurs trotz des jüngsten Dämpfers um rund 450 Prozent an. Mit einem Börsenwert von 263 Milliarden Euro ist ASML inzwischen das zweitwertvollste börsennotierte Unternehmen der Eurozone.
Anleger schätzen vor allem die Quasi-Monopolstellung von ASML bei den zukunftsträchtigen EUV-Lithografiemaschinen, die Halbleiterherstellern die Produktion kleinerer und damit leistungsfähigerer Chips ermöglichen soll. Allerdings gibt es Zweifel daran, ob die Technologie auch in China vermarktet werden kann: Die niederländische Regierung hat noch keine Exportlizenz für die EUV-Technik in die Volksrepublik vergeben, und die USA haben bereits durchblicken lassen, dass sie davon auch wenig halten würden.
ASML bestätigte die kürzlich ausgegebenen Mittelfristziele. Demnach hält das Management 2025 einen Umsatz von 24 Milliarden bis 30 Milliarden Euro für möglich. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Experten halten das für realistisch. Die Durchschnittsschätzung für den Umsatz der elf erfassten Analysten für 2025 liegt bei knapp 29 Milliarden Euro; die für den Gewinn bei knapp zehn Milliarden Euro. Auch in den Jahren nach 2025 rechnet ASML derzeit mit einem prozentual zweistelligen Wachstum./zb/tav/mis
Quelle: dpa-Afx