JENA (dpa-AFX) - Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec
Ein Händler nannte die Profitabilität des Herstellers von Medizintechnik im ersten Geschäftsquartal "ein Desaster". Die Zahlen hätten die Erwartungen klar verfehlt, die Lieferketten seien unverändert ein Problem für das Unternehmen. Ein Hoffnungsschimmer sei der stark gestiegene Auftragseingang.
Nach dem Handelsbeginn rutschte die Aktie in der Frühe auf ein Tief seit März 2021, zuletzt betrug der Abschlag noch rund sechs Prozent. Damit summiert sich der Verlust seit Jahresbeginn auf rund 30 Prozent. Seitdem die Aktie im vergangenen September die Marke von 200 Euro geknackt hatte, geht es abwärts. Aktuell kostet ein Papier noch knapp 130 Euro.
Carl Zeiss Meditec ist auf Ausrüstungen zur Diagnose und Behandlung von Augenerkrankungen sowie OP-Mikroskope spezialisiert. Im ersten Quartal war der Umsatz des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr um rund elf Prozent auf 410,2 Millionen Euro geklettert. Der Auftragseingang stieg um fast ein Viertel auf 498,3 Millionen Euro noch stärker, wie der Konzern am Freitag in Jena mitteilte. In der Sparte für Augenheilkunde zog der Umsatz um knapp zehn Prozent an, in der Mikrochirugie betrug das Plus 16 Prozent.
"Wir haben ein extrem gutes erstes Quartal hinter uns", sagte der seit Jahresbeginn amtierende Firmenchef Markus Weber im Gespräch mit dpa-AFX. Sämtliche Bereiche und Regionen profitierten derzeit von den hereinkommenden Aufträgen. Hier wirke sich unter anderem aus, dass Kliniken trotz anhaltender Pandemie inzwischen wieder verstärkt operierten und Materialien und Technik benötigten.
Den Konzern sehen Weber und sein Finanzvorstand Justus Felix Wehmer gut aufgestellt: Die Produktpalette sei runderneuert, die aktuell am Markt eingeführten Geräte kämen bei den Kunden sehr gut an. "Die Grundstimmung ist positiv." Den größten Umsatzanstieg mit knapp 15 Prozent Plus verzeichnete im vergangenen Quartal der asiatisch-pazifische Raum, gefolgt von rund 12 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent. In Europa, wo im Vorjahr wegen des bevorstehenden Brexits Kunden Bestellungen vorgezogen hatten, fiel das Plus prozentual einstellig aus. Eine Trendwende sollte sich daraus aber nicht ablesen lassen, glaubt der Finanzvorstand.
Das Unternehmen hat zwei turbulente Jahre in der Pandemie hinter sich. Im ersten Corona-Jahr knickten Umsatz und Ergebnis ein, weil Operationen verschoben wurden und viele Menschen den Gang zum Arzt scheuten. Dann jedoch erholte sich die Nachfrage deutlich, der Konzern schloss das vergangene Geschäftsjahr mit weitaus mehr Gewinn ab als noch vor der Pandemie.
Dabei spielten den Ostdeutschen allerdings auch sinkende Kosten in die Karten, weil beispielsweise Mitarbeiter wegen der Kontaktbeschränkungen weniger reisten. Die Lage hat sich inzwischen geändert: Im vergangenen Quartal zogen die Ausgaben für Vertrieb und Marketing an. "Wir hatten wieder Präsenzmessen und einen großen Kongress in den USA." Wegen der Pandemie stiegen inzwischen auch die Preise pro Reisekilometer, erläuterte der Vorstand. Zudem gibt der Konzern wegen der neuen Produkteinführungen auch mehr für Forschung und Entwicklung aus.
Dies alles drückt auf die Profitabilität. Während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Berichtszeitraum nur leicht um eine Million auf 74,4 Millionen Euro stieg, sank die operative Marge auf 18,1 Prozent. Vor einem Jahr hatte die Profitabilität noch bei 19,9 Prozent gelegen. Unter dem Strich knickte das Konzernergebnis um fast 18 Prozent auf 38 Millionen Euro ein. Hier belasteten laut dem Finanzchef hohe Kursverluste vor allem aus Devisenabsicherungsgeschäften auf den stark gestiegenen chinesischen Renminbi.
Seinen Ausblick bestätigte das Management. Das Umfeld durch die Pandemie und die globalen Lieferkettenprobleme sei zwar herausfordernd, aber das Unternehmen habe diese "sehr dynamische Situation" gut im Griff, sagte Weber. "Wir können das insgesamt gut ausbalancieren." Steigende Kosten dürften "in einigen Märkten" an die Kunden weitergegeben werden.
Das Unternehmen rechnet in diesem Jahr unverändert mit einer rückläufigen operativen Marge von ungefähr 19 bis 21 Prozent nach 22,7 Prozent im vergangenen Jahr. Der Umsatz soll mindestens im Einklang mit dem Marktwachstum zulegen. Mittelfristig soll sich die Profitabilität nachhaltig auf einem Niveau oberhalb von 20 Prozent stabilisieren.
Hierzu will Weber nach eigenen Angaben am bisherigen Kurs des Konzerns festhalten, eventuelle Auffrischungen der Strategie seien ein "regelmäßiger Prozess". "Wir sind super positioniert, wir haben ein super Team." Nun gelte es, die Organisation weiter zu stärken. Dies könnte auch Neueinstellungen bedeuten, wo Bedarf sei. Einen konkreten Fahrplan zum weiteren Aufbau der Belegschaft gebe es aber nicht.
Das Unternehmen aus Jena beschäftigte zuletzt rund 3500 Menschen weltweit. Markus Weber hatte den Vorsitz bei Carl Zeiss Meditec zu Jahresbeginn übernommen - sein langjähriger Vorgänger an der Konzernspitze Ludwin Monz übernimmt ab April bei Heidelberger Druck das Ruder./tav/jcf/mis
Quelle: dpa-Afx