FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie rechnet nach einem schweren Corona-Jahr mit besseren Zeiten. Die Branche erwarte ein Produktionsplus von drei Prozent und einen Umsatzzuwachs von fünf Prozent auf knapp 200 Milliarden Euro, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Dienstag in Frankfurt berichtete. Damit schraubte er seine Prognose hoch: Im Dezember hatte der VCI nur ein Produktionsplus von 1,5 Prozent und einen Umsatzzuwachs von 2,5 Prozent vorhergesagt.
"Sollte sich die Industriekonjunktur über das Jahr weiter positiv entwickeln, stehen die Zeichen für die Chemie gut", sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. Dabei stütze eine starke Industrienachfrage in Deutschland und Konjunkturaufwind aus den USA sowie insbesondere China.
Ein starkes Schlussquartal mit einem Umsatzanstieg von gut acht Prozent im Vergleich zum dritten Quartal besserte die Jahresbilanz der Branche mit zuletzt rund 464 000 Mitarbeitern in Deutschland auf. Der Dämpfer für die Branche durch den neuerlichen Lockdown sei ausgeblieben, sagte Große Entrup. Industriekunden hätten große Mengen an Chemikalien bestellt - auch um ihre geleerten Lager zu füllen. Die Erholung der Vormonate habe sich beschleunigt, aber nicht gereicht, um die Bilanz 2020 noch zu drehen.
Der gesamte Umsatz der Chemie- und Pharmabranche sank 2020 im Jahresvergleich um 4,4 Prozent auf 189,6 Milliarden Euro - weniger, als zunächst befürchtet. Die Produktion fiel lediglich leicht um 0,8 Prozent.
Insbesondere die Chemiebranche hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Die konjunktursensible Industrie, die etwa Autohersteller und Kosmetikbranche beliefert, litt unter den wirtschaftlichen Einbrüchen und Lockdowns in der Pandemie. So konnte die starke Nachfrage nach Hygieneartikeln das Minus bei Kosmetika nicht kompensieren. Die Pharmaindustrie erwies sich dagegen als robust und profitierte teilweise von einer starken Arzneinachfrage in der Corona-Krise.
Für das laufende Jahr gebe es trotz guter Aussichten viel Unsicherheit, warnte Große Entrup. Wegen des immer länger dauernden Lockdowns seien die Aussichten der Chemieunternehmen teils getrübt. So erwarte laut einer VCI-Mitgliederbefragung fast jedes zweite Unternehmen einen Dämpfer im ersten Quartal. Bei einigen Unternehmen kämen Materialknappheit und Logistikprobleme hinzu. Teilweise seien Lieferketten gestört, Grenzkontrollen erschwerten die Situation.
Zugleich seien steigende Corona-Infektionszahlen in Europa erhebliche Risiken für die Erholung der Wirtschaft. "Immer wieder einsetzende Lockdowns könnten Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen verunsichern und Konsum sowie Investitionen bremsen", warnte der VCI. Auf der anderen Seite nehme das Impfprogramm Fahrt auf. Daher sollte die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder Tempo machen./als/mne/jha/
Quelle: dpa-Afx