LONDON (dpa-AFX) - Der Chipentwickler Dialog Semiconductor
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Dialog-Semiconductor-Aktie legte im frühen Handel um rund vier Prozent zu. Technologiewerte waren europaweit in einem insgesamt festen Markt stark gefragt.
Operativ fuhr Dialog Semiconductor allerdings einen Verlust von 7 Millionen Dollar ein, nach einem Gewinn von 83,9 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Das Unternehmen begründete dies vor allem mit Wertminderungen im Zusammenhang mit der Adesto-Übernahme. Dialog hatte den Schaltkreis-Spezialisten aus den USA in diesem Sommer übernommen. Unter dem Strich stand ein noch deutlicheres Minus: Der Fehlbetrag lag bei 19,4 Millionen Dollar nach einem Überschuss von 68,2 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.
Die für die Branche wichtige Bruttomarge lag im dritten Quartal bei 48,3 Prozent und damit um 0,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zum Vorquartal ging die Bruttomarge um 1,9 Prozentpunkte zurück. Sie gibt an, wie viel vom Verkaufspreis nach Abzug der Herstellungskosten übrig bleibt. Wegen der Schwankungen in der konjunkturanfälligen Chipbranche werden Geschäftszahlen üblicherweise mit dem Vorquartal verglichen.
Aus Sicht der Experten von der Privatbank Hauck & Aufhäuser hat Dialog Semiconductor einen starken Ausblick auf das vierte Quartal vorgelegt, der deutlich über den Erwartungen liege. Dass der Umsatz im dritten Quartal weiter gewachsen sei, liege vor allem am ungebrochenen Trend zum Homeoffice, der die Nachfrage nach Tablets, Notebooks und ähnlichen Geräten weiter antreibe.
Konzernchef Jalal Bagherli zeigte sich mit dem Quartal zufrieden. Der Umsatzanstieg sei einem verbesserten Trend in allen Bereichen zu verdanken, befand er. Dabei hob er die anhaltende Konsumnachfrage zum Beispiel nach Kopfhörern, Digitaluhren, Notebooks und Tablets besonders hervor. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung Bagherlis im vierten Quartal fortsetzen. Der Manager verwies zudem darauf, dass der Fokus derzeit auch auf der Integration von Adesto liege und Dialog sein Geschäft mit dem Internet der Dinge ausbaue.
Dialog Semiconductor stellt sich derzeit mit Zukäufen insgesamt breiter auf. Das Unternehmen bietet vor allem Audio-, Schnelllade- und Bluetooth-Chips für Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte an. Das Geschäft soll künftig unabhängiger vom iPhone-Hersteller Apple werden. Die Emanzipation ist in vollem Gang. Dialog hatte im April vergangenen Jahres sein Geschäft mit Stromsteuerungschips in weiten Teilen an den US-Konzern verkauft.
Angaben zu den Erwartungen für das Gesamtjahr machte Dialog Semiconductor nicht. Seinen ursprünglichen Ausblick auf 2020 hatte der Chipentwickler Anfang Mai wegen der hohen Unsicherheiten durch die Corona-Krise zurückgezogen.
Im Frühjahr war Dialog Semiconductor aus dem MDax und zugleich aus dem TecDax genommen worden, da nur Aktien von Unternehmen mit juristischem Sitz in der Europäischen Union Mitglied in der Dax-Familie sein können. Wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU musste der Chiphersteller daher die deutschen Indizes verlassen. Der Konzern wird am Markt aber weiter stark beachtet./eas/mne/jha
Quelle: dpa-Afx