MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Halbleiterwafer-Hersteller Siltronic
Das zunächst deutliche Minus bis zu viereinhalb Prozent dämmten die Papiere aber rasch ein. Zuletzt fielen sie noch um etwas mehr als zwei Prozent auf 59,70 Euro. Seit dem Jahreswechsel haben sie damit rund elf Prozent eingebüßt; auf Sicht von zwölf Monaten nicht ganz ein Drittel.
Nach einem Boom mit zahlreichen Lieferengpässen während der Corona-Pandemie schwächelt die Chipbranche schon eine Weile. Viele Unternehmen hatten aus Angst vor Teileknappheit zuvor gekauft, was sie bekommen konnten, und damit ihre Lager gefüllt. Die Entspannung in den globalen Lieferketten traf dann aber auf eine Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher, etwa bei Unterhaltungselektronik, angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und hoher Inflation. Vor allem Speicherchiphersteller stehen weiter unter Druck. Die Chipindustrie unterliegt allerdings seit jeher starken Schwankungen.
So stellt Siltronic Siliziumscheiben (Wafer) her, aus denen dann Elektronikchips gefertigt werden. Der Umsatz des Unternehmens fiel im ersten Quartal im Jahresvergleich um rund 3 Prozent auf gut 404 Millionen Euro. Im Vergleich zum Schlussviertel 2022 belief sich das Minus auf gut 14 Prozent und lag damit in etwa auf dem vom Unternehmen in Aussicht gestellten Niveau.
Als operatives Ergebnis (Ebitda) blieben gut 125 Millionen Euro hängen, was deutlich weniger ist als vor einem Jahr und im Vorquartal. Die operative Gewinnmarge belief sich damit auf 31 Prozent. Umsatz und Gewinn lagen damit knapp auf dem Niveau der Analystenschätzungen. Unter dem Strich verdiente Siltronic 72,5 Millionen Euro, was ebenfalls deutlicher weniger war als in den Vergleichsperioden.
Beim Ausblick bleibt die Beteiligung von Wacker Chemie
Analyst Francois-Xavier Bouvignies von der Schweizer Bank UBS sieht angesichts der aktuellen Entwicklung keine Gründe für Änderungen der Konsensschätzungen für 2023. Allerdings könnte die mittlere Ergebnisschätzung des Marktes für 2024 nun etwas unter Druck geraten, da das Unternehmen nun eine Fast-Verdopplung der Abschreibungen für das kommende Jahr in Aussicht gestellt habe. Dass das Unternehmen die Investitionen gleichzeitig in etwa halbieren dürfte, sei bereits erwartet worden und wiege das nicht auf.
So steckt Siltronic seit einiger Zeit viel Geld in ein neues Werk in Singapur; zudem wurde der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg um eine weitere Ziehhalle für Siliziumkristalle erweitert. Aus solchen Kristallen können dann Reinstsiliziumwafer hergestellt werden.
Im März hatte der damals noch amtierende Konzernchef Christoph von Plotho erklärt, dass bei einer weiteren Verschlechterung des Marktumfeldes das Hochfahren des Werkes in Singapur hinausgezögert werden könnte. Von Plotho hat sein Amt mittlerweile an Michael Heckmeier übergeben. Nach aktueller Planung sollen zu Beginn des Jahres 2024 die ersten Wafer an Kunden geliefert werden aus dem rund zwei Milliarden Euro teuren Werksneubau./mis/men/zb
Quelle: dpa-Afx