FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank setzt sich für die nächsten Jahre ehrgeizigere Ziele und will ihre Anteilseigner stärker am Unternehmenserfolg beteiligen. Unter anderem die Ausschüttungsquote will das Management nach oben schrauben. Die neu gesteckten Ziele zur Profitabilität bezeichnete Analysten als ehrgeizig. An der Börse kamen die Nachrichten, die auch eine Hochstufung auf "Neutral" der Bank of America zur Folge hatten, gut an: Papiere der Commerzbank lagen zuletzt mit mehr als acht Prozent im Plus.

Nach ihren Verlusten von Anfang September machten sie damit wieder etwas Boden gut. Seit Jahresanfang zog der Börsenwert um fast ein Fünftel auf 13 Milliarden Euro an. Dank der zuletzt wieder stark gestiegenen Zinsen und der damit einhergehenden höheren Profitabilität des Einlagen- und Kreditgeschäfts hatte sich das Papier bereits im vergangenen Jahr um rund ein Drittel verteuert. Seit dem Rekordtief im Corona-Crash im März 2020 zog der Kurs sogar um rund 275 Prozent an.

Dank der Rally ist die Commerzbank seit Februar dieses Jahres auch wieder im Dax vertreten. Den Platz im deutschen Leitindex hatte die Bank im September 2018 für den inzwischen insolventen Zahlungsabwickler räumen müssen. Trotz der deutlichen Gewinne zuletzt ist der Kurs meilenweit von dem um zig Kapitalmaßnahmen seit der Finanzkrise bereinigten Rekordhoch entfernt - dieses lag Anfang des Jahrtausends nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg bei fast 285 Euro. Für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 sollen in Summe drei Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionärinnen und Aktionäre ausgeschüttet werden, wie der Frankfurter Dax-Konzern am Donnerstagabend nach Börsenschluss mitteilte. "Um dies zu erreichen, wird die Ausschüttungsquote für 2024 mindestens 70 Prozent betragen", teilte die Commerzbank nach Beratungen von Vorstand und Aufsichtsrat mit.

Grundsätzlich strebt die Bank an, in den Jahren 2025 bis 2027 mehr als 50 Prozent ihres Gewinns - nach Abzug von Zinszahlungen für bestimmte Anleihen und Minderheitsanteilen - auszuschütten. Möglich wäre auch, dass der gesamte Gewinn, der danach übrig bleibt, den Anteilseignern zugutekommt - jedoch nicht darüber hinaus, wie zuletzt von manchen Analysten gefordert.

"Die geplante Erhöhung der Ausschüttungsquote ist Ausdruck unserer Zuversicht für die weitere Entwicklung der Bank", sagte Konzernchef Manfred Knof. Im vergangenen Jahr hatte das Geldhaus, dessen größter Anteilseigner seit der Finanzkrise der deutsche Staat ist, gut 1,4 Milliarden Euro Überschuss erzielt und damit so viel wie seit 2007 nicht mehr. Für das laufende Jahr peilt der Vorstand eine deutliche Gewinnsteigerung an.

Und das soll erst der Anfang sein: Die Bank erwarte für das Jahr 2027 "eine gesteigerte Profitabilität" und eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von mehr als 11 Prozent. Im Jahr 2022 hatte der Wert bei 4,9 Prozent gelegen, für 2024 sind mehr als 7,3 Prozent angepeilt. Die Eigenkapitalrendite setzt den Gewinn ins Verhältnis zum eingesetzten Eigenkapital und zeigt somit, wie effizient ein Unternehmen dieses Geld eingesetzt hat.

Die für 2027 angestrebte Eigenkapitalrendite nach Steuern von mehr als 11 Prozent erscheine angesichts der Konsensschätzung von 9,3 Prozent für das Jahr 2025 ehrgeizig, schrieb JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein. Die mittelfristige Ausschüttungspolitik verspreche eine attraktive Rendite. Allerdings seien die Erwartungen der Anleger auch vergleichsweise hoch.

Wie bei anderen Geldhäusern beflügeln auch bei der Commerzbank die gestiegenen Zinsen die Geschäfte. Zudem zahlt sich der Sparkurs der vergangenen Jahre aus: Die Commerzbank hat Tausende Stellen gestrichen und die Zahl der Filialen in Deutschland von 1000 auf 400 geschrumpft. Auch das Auslandsnetz wurde verkleinert.

Für das Geschäftsjahr 2022 hatte die Commerzbank nach drei Nullrunden erstmals wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie gewährt, rund 370 Millionen Euro gingen an die Aktionäre. Für das laufende Jahr hatte Finanzvorständin Bettina Orlopp kürzlich eine Gewinnausschüttung in einer Größenordnung von etwa 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Dies hat die Bank nun in ihren Planungen bestätigt. Für 2024 dürfen die Aktionäre somit nach derzeitiger Planung mit etwa 1,7 Milliarden Euro rechnen. Der Aktienkurs lag am Donnerstagabend nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate 0,8 Prozent über dem Xetra-Schluss.

Von dem Geldsegen profitiert auch der deutsche Staat: Der Bund ist seit der Rettung der Commerzbank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden größter Einzelaktionär des Instituts mit derzeit 15,6 Prozent Anteil. Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte jüngst bekräftigt, die Bundesregierung sei "sehr zufrieden mit der Entwicklung der Bank". Zu einem möglichen Verkauf der Commerzbank-Anteile sagte der FDP-Politiker: "Die Bundesregierung hält am Ziel fest, langfristig nicht benötigte Staatsbeteiligungen zu privatisieren. Konkrete Entscheidungen zur Commerzbank sind nicht getroffen."

Details der überarbeiteten Strategie sowie die konkreten Maßnahmen und Ziele für die Jahre 2024 bis 2027 will die Commerzbank am 8. November vorstellen. Für diesen Tag ist auch die Veröffentlichung der Zwischenbilanz für das dritte Quartal 2023 geplant.

Einen erneuten großangelegten Stellenabbau soll es dieses Mal nicht geben, wie Konzernchef Knof kürzlich angedeutet hatte. "Die finanzielle Restrukturierung der Commerzbank ist abgeschlossen, natürlich werden wir weiterhin diszipliniert auf die Kosten schauen", hatte er bei einer Bankentagung in Frankfurt gesagt. "Wachstum im Kundengeschäft steht im Vordergrund: Wir wollen in beiden Segmenten - im Privat- und Firmenkundengeschäft - weiter wachsen."/ben/jcf/tih/zb

Quelle: dpa-Afx