ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Credit Suisse muss sich wegen der Probleme bei Lieferketten-Finanzierungsfonds frisches Kapital besorgen. Zudem rechnet die Schweizer Großbank wegen des Ausfalls des Hedgefonds Archegos im zweiten Quartal mit einer weiteren Belastung von 600 Millionen Franken. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte das Debakel bei dem Fonds - wie bereits bekannt - mit 4,4 Milliarden Franken (rund 4 Mrd Euro) belastet. Die Bank rutschte deswegen in die roten Zahlen; allerdings nicht so stark wie Anfang April angekündigt und von Analysten befürchtet. Die Aktie fiel zum Handelsstart um bis zu sechs Prozent.

Neben den Problemen bei Archegos ringt die Credit Suisse mit den Folgen der Pleite des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill. Derzeit versucht die Bank, möglichst viel Geld zugunsten der Anleger mehrerer sogenannter Lieferketten-Finanzierungsfonds (Supply Chain Finance Fund) zu retten, die sie gemeinsam mit Greensill aufgelegt hatte. Aus diesem Grund muss die Bank auf Druck der Schweizer Finanzaufsicht ihr Kapital um 1,9 Milliarden Franken aufstocken, wie die Bank am Donnerstag in Zürich mitteilte.

Aus diesem Grund kündigte die Bank die Ausgabe von Pflichtwandelanleihen an - also eine Kapitalerhöhung mit Zeitverzögerung. Die beiden Anleihen sollen am oder um den 12. Mai herum platziert sein und werden später in 100 Millionen beziehungsweise 103 Millionen Aktien gewandelt. Das Volumen bezifferte die Credit Suisse auf rund 1,8 Milliarden Franken. Durch die Wandlung steigt die Aktienzahl um rund acht Prozent auf rund 2,65 Milliarden.

Die beiden Fehlschläge bei Greensill und Archegos überschatteten bei der Credit Suisse die zum Teil in anderen Sparten erzielten operativen Erfolge. Alles in allem stand in den ersten drei Monaten ein Vorsteuerverlust von 757 Millionen Franken in den Büchern nach einem Gewinn von 1,2 Milliarden ein Jahr zuvor. Der Vorsteuerverlust fiel allerdings etwas geringer aus, als die Bank Anfang April angekündigt hatte. Unter dem Strich stand ein Verlust von 252 Millionen Franken - nach einem Plus von 1,3 Milliarden Franken im Vorjahresquartal.

Bei den Erträgen profitiere die Bank wie die Konkurrenz von einem regen Handel an den Kapitalmärkten und einer hohen Nachfrage unter anderem nach Anleihen. Getrieben von einem starken Geschäft im Investmentbanking legten die Erträge um fast ein Drittel auf 7,6 Milliarden Franken zu - im Investmenbanking betrug das Plus 80 Prozent. Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein geht davon aus, dass die Dynamik im Investmentbanking nicht so anhält.

Die Entwicklung in diesem Bereich werde einen Rückgang der Marktaktivität widerspiegeln. Zudem werde der deutliche Abbau von Risiken im Geschäft mit Hedgefonds auf die Erträge drücken. Besser sieht es in der anderen Sparte aus. "Im Vermögensverwaltungsgeschäft erwarten wir einen weitgehend stabilen Zinserfolg und einen Anstieg der wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenerträge, die von höheren verwalteten Vermögen profitieren dürften."

Gottstein nannte die Belastung aus dem Hedgefonds-Debakel einmal mehr "inakzeptabel". "Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat haben wir wichtige Schritte unternommen, um diese Situation sowie die Supply-Chain-Finance-Funds-Angelegenheit anzugehen", sagte er laut Mitteilung.

Personelle Konsequenzen hatte es bereits Anfang April gegeben. So mussten etwa Investment-Bank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Werner ihren Job abgeben. Die Konzernleitung um Bankchef Gottstein verzichtet auf Boni./zb/mis/jha/

Quelle: dpa-Afx