ZÜRICH (dpa-AFX) - Beim letzten Aktionärstreffen der Krisenbank Credit Suisse hat die Führungsspitze die geplante Notübernahme durch die Rivalin UBS als den einzig gangbaren Weg verteidigt. "Bis zuletzt haben wir um Lösungen gerungen. Doch zum Schluss gab es nur noch die Option 'Deal' oder 'Konkurs'", sagte Verwaltungsratschef Axel Lehmann am Dienstag auf der Hauptversammlung in Zürich. Er bat um Entschuldigung dafür, "dass wir den über Jahre hinweg angestauten Vertrauensverlust nicht mehr aufhalten konnten". Aktionäre und Aktionärsvertreter erhoben teils heftige Vorwürfe.

Die Konkurrentin UBS soll die Credit Suisse im Laufe der nächsten Monate übernehmen. Dieser Schritt als Alternative zum Konkurs sei extrem wichtig gewesen, erklärte Bankchef Ulrich Körner. "Der Zusammenbruch der Credit Suisse wäre für die Weltwirtschaft und für die Schweiz eine Katastrophe gewesen."

Kurz nach Beginn der Veranstaltung waren bereits rund 20 Wortmeldungen eingegangen. Es würden vermutlich noch weitere folgen, sagte eine Sprecherin der Bank. Die Hauptversammlung ist die letzte in der über 166-jährigen Geschichte der Credit Suisse. Das Schicksal der Bank ist mit der geplanten Übernahme durch die UBS besiegelt.

Das Treffen findet nach dreijähriger Corona-Pause erstmals wieder mit Aktionären im Züricher Hallenstadion statt. Bisher sind nach Angaben der Bank mehr als 1700 Aktionäre vor Ort. Das ist deutlich mehr als zu der letzten in Präsenz abgehaltenen Hauptversammlung im Jahr 2019 vor Corona-Pandemie. Insgesamt waren knapp 40 Prozent aller Aktienstimmen vertreten.

Über die eigentlich vorgesehene Statutenänderung zur Änderung des Aktienkapitals und die Einführung eines Kapitalbandes können die Anteilseigner nicht abstimmen, da auf der Versammlung nicht genügend Aktienkapital vertreten ist. Über andere wichtige Tagesordnungspunkte wie die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung wird wegen der staatlich verfügten Rettung der Bank nicht abgestimmt. Das gilt auch für die ursprünglich vorgesehene Ausschüttung einer Dividende. Auch über die Boni für das Management wird nicht entschieden.

Aktionäre zeigten sich verbittert über die Entwicklung und forderten Konsequenzen. "Ich fühle mich als Aktionär - ja auf Schweizerdeutsch sagt man - beschissen", so ein Aktieninhaber. Nicht zuletzt seien bei der Überwachung der Bank schwere Fehler gemacht worden. "Sie haben diesem Land geschadet", sagte ein anderer: "Ich schäme mich als ehemaliger Mitarbeiter und als Aktionär der Credit Suisse, diesen gesamten Schlamassel nicht verhindern haben zu können."

Ein weiterer Aktionär kritisierte die "Misswirtschaft" und die bisherige Bonus-Kultur des Hauses, die trotz schwacher Ergebnisse zu üppigen Ausschüttungen an Manager und andere Mitarbeiter geführt hatte. Er forderte, dass Manager bei Misserfolg auch einen Malus aus eigener Tasche bezahlen sollten. Verwaltungsratschef Lehmann zeigte für die Kritik Verständnis. "Wir waren dran, diesen Punkt genau zu adressieren: Wenn es gut läuft, gibt es Bonus, und wenn es schlecht läuft, gibt es keinen."

Auch für die staatliche Eilaktion zur Rettung der Credit Suisse hagelte es Kritik. Die Sache sei schneller beschlossen worden, als andere Menschen brauchten, um ein Smartphone einzurichten, sagte ein Aktionär.

Bankchef Körner erklärte den Beinahe-Untergang der Credit Suisse im März vor allem mit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in den USA, die zu globalen Schockwellen und zu einem immensen Vertrauensverlust in der globalen Finanzbranche geführt hätten. Schon zuvor sei die Credit Suisse durch die starken Abflüsse an Kundengeldern im Oktober 2022 "substanziell geschwächt" gewesen.

"Was uns Ende 2022 noch einmal gelang, das Herumreißen des Steuers, war uns dieses Mal leider nicht mehr möglich", sagte Körner. Dies bedauere er "persönlich zutiefst". Lehmann machte jedoch auch deutlich, dass der Niedergang der Credit Suisse eine längere Geschichte hatte. Noch nach der Finanzkrise 2008 sei das Geldhaus "best bank globally" gewesen.

Lehmann und Körner sind erst seit 2022 im Amt, konnten den Absturz der Bank aber nicht mehr verhindern. Nach Skandalen, Kritik wegen eines schlechten Risikomanagements und Geldabflüssen in dreistelliger Milliardenhöhe war die Credit Suisse Ende März durch einen staatlich organisierten Notverkauf an die UBS gerettet worden. Noch ist die Übernahme aber nicht vollzogen.

Die UBS bezahlt 3 Milliarden Franken (gut 3 Mrd Euro) für die Credit Suisse. Ermöglicht wurde der Deal durch eine staatliche Verlustgarantie von neun Milliarden Franken sowie Liquiditätszusagen im Umfang von bis zu 200 Milliarden Franken. Es ist die größte Bankenübernahme in Europa seit der globalen Finanzkrise vor 15 Jahren./stw/mrd/ys/jb/AWP/tav/jha/

Quelle: dpa-Afx