STUTTGART (dpa-AFX) - Die Corona-Krise stürzt den Autobauer Daimler
"Aufgrund der beispiellosen Covid-19-Pandemie mussten wir ein herausforderndes Quartal durchstehen", sagte Vorstandschef Ola Källenius. Insbesondere bei den Pkw gebe es jetzt aber erste Anzeichen einer Absatzerholung. Källenius betonte erneut, dass der Konzern seine Kosten dauerhaft senken müsse, zugleich aber an seinen strategischen Zielen in Sachen Digitalisierung und Elektrifizierung festhalte.
Für das gesamte Jahr 2020 rechnet der Konzern trotz allem mit einem positiven Ergebnis im operativen Geschäft - vorausgesetzt, dass sich die wirtschaftliche Erholung fortsetze und es keine weiteren größeren Corona-Infektionswellen in den wichtigen Absatzmärkten gebe, hieß es. An den ohnehin schon schwachen Vorjahreswert von 4,3 Milliarden Euro wird das Ergebnis vor Zinsen und Steuern aber dennoch nicht heranreichen. Auch beim wichtigen Mittelzufluss aus dem industriellen Geschäft - sprich ohne die Finanzdienstleistungen sowie ohne das Carsharing- und Mobilitätsgeschäft - rechnet Källenius nun mit einem positiven Wert, wenn auch unter dem Vorjahresniveau von 1,4 Milliarden Euro.
Erste Zahlen zum zweiten Quartal hatte Daimler schon vor einer Woche veröffentlicht, weil sie trotz des Milliardenverlusts besser aussahen als allgemein befürchtet worden war. Das hatte der Aktie weiter auf die Beine geholfen, die sich auch schon ordentlich vom Corona-Crash im Februar und März erholt hatte. Mitte März war das Papier auf 21 Euro abgestürzt, zuletzt kostete es zum Handelsschluss am Mittwoch wieder gut 39 Euro.
In Folge des Stillstands in vielen Werken und Autohäusern hatte die Stammmarke Mercedes-Benz im zweiten Quartal mit insgesamt 457 711 Autos weltweit 20,2 Prozent weniger Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert als ein Jahr zuvor. Konzernweit schrumpfte der Absatz um 34 Prozent auf rund 541 800 Pkw und Nutzfahrzeuge.
Dass der Pandemie-bedingte Absatzrückgang bis zum Ende des Jahres noch aufgeholt werden kann, glaubt der Konzern allerdings nicht. Deshalb müssten die Effizienz- und Kapazitätsmaßnahmen intensiviert werden, hieß es.
Wie die aussehen und in welchem Umfang sie umgesetzt werden, ist allerdings unklar. Personalvorstand Wilfried Porth hatte vor knapp zwei Wochen betont, dass mehr als die bisher bekannten 1,4 Milliarden Euro im Personalbereich eingespart und auch mehr als die bisher kolportierten 15 000 Stellen gestrichen werden müssten. Zuletzt war von zwei Milliarden Euro und bis zu 20 000 Stellen die Rede, offiziell hat Daimler aber keine Zahlen genannt. Auch der eigentlich vereinbarte Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen wackelt, was für viel Unruhe in der Belegschaft sorgt./eni/men/DP/men
Quelle: dpa-Afx