STUTTGART (dpa-AFX) - Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler
Die Daimler-Aktie verlor am Mittwoch nach Handelsbeginn 3,3 Prozent und fiel damit auf ein Tief seit März. Zuletzt gab sie noch rund 1,8 Prozent nach. Daimler hatte Eckdaten zum operativen Ergebnis und zu den Margen bereits vorab bekanntgegeben. Nach einem monatelangen guten Lauf war die Aktie an der Marke von 80 Euro im Juni des öfteren abgeprallt und in den vergangenen Wochen wieder bis auf um die 70 Euro gesunken.
Zum Vergleich: Bevor die Pandemie die Börsen im Februar 2020 mit voller Wucht erfasste, war das Papier um die 43 Euro wert gewesen. Nachhaltigen Auftrieb hatte vor allem die angekündigte Aufspaltung in einen Autokonzern und einen Nutzfahrzeugkonzern im kommenden Dezember gegeben.
Die Lieferengpässe bei Elektronikchips würden den Konzern auch im zweiten Halbjahr beschäftigen, sagte Daimler-Chef Ola Källenius. Man arbeite daran, die Lieferzeiten für die Kunden zu verkürzen. Die Planbarkeit rund um die Chipversorgung liege derzeit aber weiter niedrig, ergänzte Finanzchef Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Analysten und Investoren.
Den aktuellen Schwung bei Preisen, dem Mix der verkauften Fahrzeuge und den Kosteneinsparungen will Daimler zwar mitnehmen. Doch zum Beispiel höhere Logistikkosten wegen der Lieferkettenprobleme und steigende Rohstoffkosten dürften das zweite Halbjahr gegenüber den ersten sechs Monaten mit jeweils rund einem Prozentpunkt bei der operativen Marge belasten.
Beim Truckgeschäft wird der Aufschwung der in der Krise schwer gebeutelten Sparte dagegen immer zählbarer für die Schwaben, auch wenn hier ebenfalls Chiplieferprobleme bestehen, wie Truck-Chef Martin Daum sagte. Bei der um Sondereffekte bereinigten Umsatzrendite für das Geschäft mit Trucks und Bussen rechnet Daimler nun im Gesamtjahr mit einem Wert von 6 bis 8 Prozent. Bisher standen 6 bis 7 Prozent im Plan, allerdings hatte das Management bereits das obere Ende der Spanne in Aussicht gestellt.
Auch im zweiten Quartal schwollen die Bestellungen für Lkw und Busse deutlich an, mit gut 130 000 Stück waren es mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Im Vorjahreszeitraum waren die Aufträge von Spediteuren und Kommunen deutlich eingebrochen, weil die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Weltwirtschaft unklar waren. Truck-Chef Daum sagte, für dieses Jahr sei Daimler bei den schweren Nutzfahrzeugen buchstäblich ausverkauft, derzeit füllten sich bereits die Orderbücher für das kommende Jahr.
Goldman-Sachs-Analyst George Galliers schrieb am Morgen, die besseren Aussichten für die Lkw-Sparte seien von Investoren wohl erwartet worden. Mit dem verbesserten Ausblick auf den Finanzmittelzufluss im industriellen Geschäft - also ohne die Finanzsparte - liege der Konzern nun über seinen eigenen Schätzungen. Daimler sieht für die bei Anlegern wegen der Bedeutung für die Dividendenzahlung wichtige Kenngröße nun einen Wert "leicht" unter dem Vorjahreswert und nicht mehr "deutlich" weniger. Auch bei der angepeilten Eigenkapitalrendite bei der Sparte mit Finanz- und Mobilitätsdiensten (Yournow) wurde Daimler zuversichtlicher.
Eckdaten zum operativen Geschäft im zweiten Quartal hatte Daimler bereits vergangene Woche mitgeteilt. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag wie bekannt bei 5,42 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte der Konzern hier noch 708 Millionen Euro operativen Verlust ausgewiesen. Der Umsatz kletterte gegenüber dem coronabedingt eingebrochenen Geschäft vor einem Jahr um 44 Prozent auf 43,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich machte Daimler nach Minderheiten zwischen April und Ende Juni 3,6 Milliarden Euro Gewinn - vor einem Jahr waren es 2 Milliarden Euro Verlust gewesen./men/nas/eas
Quelle: dpa-Afx