SYDNEY (dpa-AFX) - Australien hat zwei Jahren nach der Corona-bedingten Abschottung des Landes seine Grenzen wieder geöffnet und empfängt seit Montag erstmals wieder Touristen aus aller Welt. Zweifach geimpfte Besucher dürfen ab sofort quarantänefrei Urlaub im Traumland vieler Fernreisender machen. "Das Warten hat ein Ende", sagte Premierminister Scott Morrison. "Meine Botschaft an Touristen auf der ganzen Welt lautet: Packen Sie ihre Koffer, kommen Sie und machen Sie eine der großartigsten Erfahrungen, die Sie sich vorstellen können - die Erfahrung, auf die Sie gewartet haben."
Ob Ayers Rock, Sydney Harbour Bridge, tropisches Top End oder Great Barrier Reef: Australien lockt mit einzigartigen Attraktionen. Laut Fremdenverkehrsamt Tourism Australia kamen 2019 noch 9,5 Millionen Besucher, die rund 45 Milliarden australische Dollar (28,5 Milliarden Euro) in die Kassen spülten. Durch das Coronavirus kam die wichtige Branche aber quasi zum Erliegen. Regierungschef Morrison rief Gäste nun unverblümt auf: "Vergessen Sie nicht, Ihr Geld mitzubringen, denn Sie werden viele Möglichkeiten finden, es auszugeben."
704 Tage lang waren die Grenzen von Down Under geschlossen, wie australische Medien vorrechneten. Kaum ein anderes westliches Land verfolgte eine derart strikte Abschottungsstrategie. An den Airports spielten sich am Montag emotionale Szenen ab. Denn nicht nur Touristen warteten sehnsüchtig auf die Öffnung, auch viele Australier waren lange von Angehörigen und Freunden im Ausland getrennt. An den Gates wurden die Passagiere mit Plüsch-Kängurus und -Koalas, Blumen und dem beliebten Brotaufstrich "Vegemite" begrüßt.
Die erste Maschine, die am Morgen (Ortszeit) in Sydney landete, kam aus Los Angeles - und vereinte unter anderem die Australierin Jodie mit ihrem besten Freund aus den USA, wie der Sender "9News" berichtete. Die Frau hatte ihre Hochzeit vier Mal verschoben, damit ihr amerikanischer Freund daran teilnehmen konnte. Nun soll es in drei Tagen endlich soweit sein.
In Adelaide im Süden des Landes fiel sich ein Paar um den Hals, das sich seit zwei Jahren nicht gesehen und während dieser Zeit aus der Entfernung Verlobung gefeiert hatte. "So viele Tränen am Adelaide Airport heute Morgen", twitterte eine Reporterin. Großväter und ihre Enkel, Mütter und Söhne, Geschwister und Verliebte konnten sich endlich wieder umarmen.
Die 56 Maschinen, die am ersten Tag landesweit landen sollten, kamen unter anderem aus Kanada, Südafrika und Großbritannien. Mehr als 1,2 Millionen Menschen aus allen Teilen der Erde hätten bereits ein Visum und könnten kommen, erklärte Morrison. Medien sprachen von einem "Meilenstein" auf dem Weg zur wirtschaftlichen Erholung des Landes.
Im Dezember hatte Australien schon die Grenzen für Fachkräfte, internationale Studentinnen und Studenten sowie andere berechtigte Visumsinhaber geöffnet. Zudem gab es bereits Reisekorridore mit Neuseeland, Singapur, Südkorea und Japan für vollständig Geimpfte.
Eine Ausnahme von der erforderlichen doppelten Impfung ist der Johnson & Johnson
Touristen müssen nun lediglich innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Ankunft einen PCR- oder Antigen-Test machen, und sie dürfen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flughafen zu ihren Unterkünften fahren. Ungeimpfte müssen sich hingegen um eine Ausnahmegenehmigung bewerben und nach der Ankunft in Hotelquarantäne.
Allerdings haben die verschiedenen Bundesstaaten und Territorien unterschiedliche Regeln, was etwa die Obergrenzen für internationale Ankünfte betrifft. Diese bleiben weiter in Kraft. Western Australia mit der Metropole Perth wird erst am 3. März die Grenzen öffnen.
Alan Joyce, Chef der nationalen Fluggesellschaft Qantas, sprach von einem "großartigen Tag für alle in der Tourismusindustrie". Experten glauben aber, dass es noch lange dauern wird, bis sich der Sektor erholt.
Australien hatte die Außengrenzen für internationalen Reiseverkehr im März 2020 weitgehend geschlossen. Seit Beginn der Pandemie hat das Land mit 25 Millionen Einwohnern rund drei Millionen Infektionsfälle und mehr als 4900 Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 bestätigt./cvp/cfn/DP/stk
Quelle: dpa-Afx