BERLIN (dpa-AFX) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero
"Was uns besonders anspornt ist, dass immer mehr Menschen sich für ihre täglichen Bedürfnisse an Delivery Hero wenden", sagte Vorstandschef Niklas Östberg. Im zweiten Quartal verdoppelten sich die Bestellungen fast auf 281 Millionen, das bestellte Bruttowarenvolumen wuchs um rund zwei Drittel auf 2,8 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um 96 Prozent auf 612 Millionen Euro.
Rote Zahlen schreibt das Unternehmen aber weiter. Im ersten Halbjahr lag der um Sonderposten bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach vorläufigen Zahlen bei 319,5 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte er bei 171,1 Millionen Euro gelegen. Gemessen am Umsatz verbesserte sich die bereinigte operative Marge um einen Prozentpunkt auf minus 28,4 Prozent. Die finalen Zahlen zum ersten Halbjahr will Delivery Hero am 27. August vorlegen.
Die Situation um die Covid-19-Pandemie vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika kostete den Konzern beim operativen Ergebnis dabei 30 bis 35 Millionen Euro, sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin in einer Telefonkonferenz. Für das Gesamtjahr hat Delivery Hero die Belastungen auf 50 Millionen geschätzt.
Die Aktie des Profiteurs der Krise gewann am Dienstag nach Handelsstart 2,5 Prozent auf 96,84 Euro. Im Corona-Crash war das Papier Mitte März fast bis auf 50 Euro abgestürzt, dann setzte sich aber relativ schnell die Sicht am Markt durch, dass Delivery Hero zu den Gewinnern der Pandemie gehören würde. Anfang Juli stieg der Kurs auf ein Rekordhoch von 106,20 Euro.
Mittlerweile ist das Unternehmen mit weltweit mehr als 25 000 Mitarbeitern an der Börse rund 19 Milliarden Euro wert und gilt damit als heißer Kandidat für einen Aufstieg in die erste Börsenliga, den Dax
Delivery Hero hatte das deutsche Geschäft (Foodora, Lieferheld, Pizza.de) im vergangenen Jahr an den damaligen niederländischen Konkurrenten Takeaway.com - heute Just Eat Takeaway (Lieferando) - verkauft. Derzeit sind die Berliner vor allem auf Märkten in Asien, dem Nahen Osten und Nordafrika stark vertreten.
Im dritten Quartal will Chef Niklas Östberg den Markteintritt in Japan absolvieren und nimmt dafür 20 bis 30 Millionen Euro in die Hand. Nach wie vor im zweiten Halbjahr rechnet Delivery Hero mit der Genehmigung für die milliardenschwere Übernahme des südkoreanischen Anbieters Woowa.
Allerdings will Delivery Hero im Gesamtjahr nun insgesamt weniger Geld zusätzlich ins Geschäft stecken, solche Investitionen sollen sich nun auf 150 Millionen Euro belaufen statt wie bisher bei 200 Millionen Euro liegen. Mit diesem Puffer will das Management aktiv auf Kaufgelegenheiten reagieren, aber auch wenn nötig gegen harte Wettbewerbsattacken vorgehen.
Die um solche Investments bereinigte operative Marge (ber. Ebitda) sieht Delivery Hero 2020 weiter bei minus 14 bis minus 18 Prozent. Mit den Größenvorteilen sollte sich die Marge aber nach und nach bessern, sagte Finanzvorstand Thomassin. Erst kürzlich hatte Chef Östberg noch gesagt, er wisse nicht, wann das Unternehmen letztlich schwarze Zahlen schreiben werde.
Große Stücke setzt Östberg auf die Chancen im sogenannten Quick-Commerce - Delivery Hero will das Konzept der schnellen lokalen Lieferung von Essen und Fast Food auf andere Kategorien ausweiten, zum Beispiel Lebensmittel aus Supermärkten, Medikamente aus Apotheken oder Blumen vom Floristen. Zu dem Angebot gehören auch Waren aus eigenen Lagerhäusern. Die Bestellungen in diesem Segment seien im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 98 Prozent auf 10,5 Millionen gestiegen.
Bisher bietet Delivery Hero den schnellen Lieferservice für allerhand Waren in 37 Ländern an und arbeitet mit 20 000 Händlern zusammen. 148 eigene kleine Lager in elf Ländern betreibt das Unternehmen - bis Ende des Jahres sollen es 400 sein. Ziel ist die Auslieferung in unter 20 Minuten./men/ssc/mis
Quelle: dpa-Afx