BERLIN (dpa-AFX) - Der Lieferdienstleister Delivery Hero
Mit dem frischen Geld stellt sich das Unternehmen flexibler auf. So hat sich das Management nun einen dreijährigen Kredit in Höhe von 375 Millionen Euro besorgt. Die Laufzeit des Letzteren kann zweimal um jeweils ein Jahr verlängert werden. Darüber hinaus räumen Banken dem Lieferdienst rund eine Milliarde Euro in Form von zwei Kreditlinien ein. Die Kreditlinien laufen nach 5,25 Jahren aus. Konzernchef Niklas Östberg sprach von einer "soliden und diversifizierten Kapitalstruktur".
Von Seiten der Analysten gab es positives Feedback. Das neue Ziel für 2023 untermauere, dass sich das Management des Essenslieferdienstes diesem Thema verbunden fühle, schrieb Jefferies-Analyst Giles Throne in einer ersten Reaktion. Die angekündigten Finanzierungsmaßnahmen milderten derweil die Bedenken der Anleger, was die Liquidität betrifft. Dies dürfte seiner Ansicht nach am Markt gut ankommen.
Marcus Diebel von JPMorgan sprach von "einer starken Antwort" auf die zuletzt von Anlegern kritisch gesehenen Themen. Denn im Raum stand, wie der Konzern eine ab 2024 fällige Wandelschuldverschreibung zurückzahlen will. Die neu verkündeten Finanzmittel seien nun die lang erwartete Absicherung für das Thema. Unsicherheiten um die Refinanzierung könnten abgehakt werden, so Diebel.
Die neuen Finanzspritzen und die Geschäftsentwicklung am Jahresanfang geben dem Vorstand die Hoffnung, das neu formulierte Profitabilitätsziel zu schaffen. So sei der Bruttowarenwert - also all das, was Kunden in ihren digitalen Warenkorb werfen - gegenüber den Vorjahresmonaten um 30 Prozent gestiegen, hieß es. Der Umsatz der Segmente habe sich um 53 Prozent erhöht. Dabei rechnet das Unternehmen so, als wäre der bedeutsame südkoreanische Zukauf Woowa im Januar und Februar voll konsolidiert gewesen.
Für das laufende Jahr bestätigte Delivery Hero seinen bisherigen Ausblick von Mitte Februar. So sollen vom Bruttowarenwert (GMV) -1 bis -1,2 Prozent als operativer Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben (Ebitda/GMV-Marge). Das Management rechnet also weiter mit einem Verlustjahr. Der Negativbeitrag des Segmentes Integrated Verticals, zu dem auch Glovo zählt, soll nun mit -525 Millionen Euro etwas geringer ausfallen. Bislang hatte das Management bis zu -550 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Der Glovo-Zukauf hatte Delivery Hero stark unter Druck gesetzt. Grund war, dass das gesamte restliche Liefergeschäft des Konzerns im laufenden Jahr bereits im operativen Geschäft profitabel sein soll. Nur die Quick-Commerce-Sparte Integrated Verticals, die zeitkritische Lieferungen bündelt, sollte einen starken Verlust ausweisen. In der Folge hatte die Delivery-Hero-Aktie deutlich gelitten und an nur einem Tag fast ein Drittel ihres Wertes verloren. Seither straucheln die Papiere bei rund 40 Euro - vor der Veröffentlichung der Prognose Mitte Februar kostete ein Schein noch mehr als 60 Euro./ngu/mne/stk
Quelle: dpa-Afx