FRANKFURT (dpa-AFX) - Treueprogramm statt regelmäßige Gutscheine und Vertrauen in das eigene Personal anstelle von Übernahmefantasien: Für seinen Wiedereintritt in den deutschen Markt hat der Lieferdienstleister Delivery Hero
So können Kunden Punkte sammeln, indem sie etwa in einem bestimmten Restaurant bestellen, aber auch ein monatliches Abo buchen, das Vorteile verspricht. Allerdings sei noch unklar, wann welches der bereits in anderen Märkten genutzten Programme hierzulande freigeschaltet wird. Zwar könne Östberg sich auch Gutscheine für den ersten Kontakt mit dem Kunden vorstellen. Ständige Gutscheinkampagnen seien aber verschwendetes Geld, eine Firma könne dadurch nicht profitabel werden.
Foodpanda ist bislang vor allem im asiatischen Raum stark vertreten. Neben Singapur, Malaysia und Thailand kam im Herbst noch Japan hinzu. Kunden sollen hierzulande mit der App nicht nur bei Restaurants, sondern auch bei lokalen Geschäften wie Bäckereien oder Kleiderläden sowie kleine konzerneigene Warenlager, sogenannte Dmarts, bestellen. Weltweit zählte der Konzern in den ersten drei Monaten des Jahres 600 solcher Geschäfte.
Außerdem plant der Dax-Konzern den Start von sogenannten Cloud Kitchens - also Restaurants, die ausschließlich Gerichte für Lieferungen oder zum Abholen kochen. Mit ersten Partnern sei Delivery Hero bereits im Gespräch, konkrete Namen wollte der Konzernchef aber auch auf Nachfrage nicht preisgeben. Restaurantbestellungen und Quick-Commerce-Lieferungen sollen je zur Hälfte zum Umsatz beitragen.
Konzernchef Östberg sagte, dass die Foodpanda-App "besser" sei als das, was die Konkurrenz bislang vorgebracht hat. "Weder der Bestellvorgang noch die Apps haben sich in den vergangenen Jahren besonders weiterentwickelt", sagte Östberg. Die Foodpanda-App solle hingegen mehr Bilder haben und einfacher zu bedienen sein. Zudem betonte er: "Unsere Logistik ermöglicht es uns, ziemlich niedrige Liefergebühren anzubieten." Details nannte er nicht.
Dabei verwundert, dass sich Delivery Hero ausgerechnet den hart umkämpften Liefermarkt in Berlin als Testgebiet ausgesucht hat. Bislang konkurriert dort im Restaurantsegment der Platzhirsch Lieferando, der zur niederländisch-britischen Just Eat Takeaway
Im Segment Q-Commerce müssen Foodpanda-Fahrer gegen Kuriere von Flink und Gorillas radeln. Beide Unternehmen werben mit Zustellzeiten von zehn Minuten, Foodpanda will diese mit sieben Minuten unterbieten. "Sie haben zwar viel Geld eingesammelt, aber bisher noch nicht wirklich etwas bewiesen, sagte Östberg über die Konkurrenz.
Einer Übernahme von einem der beiden Q-Commerce-Wettbewerber erteilte der Firmenlenker eine Abfuhr: "Wir kaufen nur zu, wenn wir einen Mehrwert sehen." Eigene Warenhäuser könne Delivery Hero selbst bauen, und auch Neukunden zu akquirieren sei kein Problem. "Egal wie viele Warenhäuser unsere Wettbewerber haben werden - Wir werden mehr bauen", zeigte sich Östberg siegessicher.
Als Hindernis könnte sich auch die Spätkauf-Kultur in der Hauptstadt entpuppen, weil viele Berliner rund um die Uhr beim Kiosk nebenan noch frische Milch, Getränke oder auch Lebensmittel gegen einen kleinen Aufpreis besorgen können. "Natürlich können sie weiter zum Späti gehen, aber vielleicht können oder wollen sie gerade nicht das Haus verlassen. Dann kommen wir ins Spiel", argumentierte Östberg. Mittlerweile halte er es auch für wahrscheinlicher, dass die Deutschen bereit seien, für Lieferungen extra Geld auszugeben.
Der bisherige Quasi-Monopolist Lieferando will sich aber nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Direkt nach der Bekanntgabe der Rückkehrpläne nach Deutschland von Delivery Hero kündigte die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway an, künftig ebenfalls Supermarkt-Bestellungen ausliefern zu wollen. Für die Zustellung innerhalb einer halben Stunde werde der Konzern mit großen Supermarktketten und lokalen Geschäften zusammenarbeiten. Noch in diesem Jahr wolle man die eigene Logistik in Deutschland auf 80 Städte ausweiten, Details blieben aber aus./ngu/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx