FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach fünf Verlustjahren in Folge hat die Deutsche Bank
Die Bank weist für das vergangene Jahr 624 Millionen Euro Überschuss aus. Davon müssen unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, so dass auf die Aktionäre des Dax-Konzerns
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten am Morgen gut an. Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate legte die Deutsche-Bank-Aktie im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vorabend um 2,5 Prozent zu.
"Im wichtigsten Jahr unseres Umbaus ist es uns gelungen, die Transformationskosten und die gestiegene Risikovorsorge mehr als auszugleichen - und das trotz globaler Pandemie", bilanzierte Konzernchef Christian Sewing. "Wir sind nachhaltig profitabel und zuversichtlich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierigen Zeiten anhält", sagte Sewing.
18 Monate nach Ankündigung der neuen Strategie sei "die Phase des intensivsten Umbaus" abgeschlossen, schrieb Sewing an die Belegschaft. "Nach diesen sechs Quartalen haben wir bereits 85 Prozent der Umbaubelastungen, die wir für die Zeit bis 2022 erwarteten, hinter uns gelassen."
Vor allem im Investmentbanking sprudelten die Gewinne zuletzt wieder, obwohl das Management diese Sparte im Zuge eines tiefgreifenden Konzernumbaus seit Sommer 2019 zurechtgestutzt hatte. Aus dem weltweiten Aktienhandel etwa hat sich die Bank ganz zurückgezogen.
Vor Steuern erzielte die Investmentbank im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro Gewinn - nach 502 Millionen Euro im Jahr 2019. Damit lieferte die lange verlustreiche Sparte praktisch den gesamten Gewinn der Kernbank, also der Bereiche ohne die konzerneigene Abbaueinheit für Altlasten. Die Privatkundenbank verzeichnete im Gesamtjahr 2020 einen Verlust vor Steuern von 124 Millionen Euro.
Der Handel mit Anleihen und Währungen florierte, das Beratungs- und Emissionsgeschäft lief bestens. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - in der Investmentbank erhöhten sich binnen Jahresfrist um ein Drittel auf 9,3 Milliarden Euro. Im gesamten Konzern kletterten die Erträge von rund 23,2 Milliarden auf gut 24 Milliarden Euro.
Im Jahr zuvor hatte der Konzernumbau, der unter anderem mit dem Abbau Tausender Stellen verbunden ist, tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Unter dem Strich stand ein Minus von gut 5,7 Milliarden Euro.
Die Zahl der Vollzeitkräfte im Konzern lag zum Ende des vergangenen Jahres mit 84 659 um 2938 niedriger als ein Jahr zuvor. Der Vorstand hatte im Sommer 2019 das Ziel ausgegeben, bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 zu drücken. Das Management hatte zuletzt jedoch mehrfach signalisiert, dass der Plan eines Abbaus von 18 000 Jobs nicht in Stein gemeißelt sei. Übergeordnetes Ziel sei die Senkung der Kosten.
Und der Vorstand tritt konzernweit noch stärker auf die Kostenbremse: Es seien "zusätzliche Einsparmöglichkeiten ausgemacht" worden, hatte die Bank Anfang Dezember verkündet. Die - unter anderem um Aufwendungen für den Konzernumbau bereinigten - Kosten sollen nun bis 2022 auf 16,7 Milliarden Euro gesenkt werden. Bisher waren 17 Milliarden Euro die Zielmarke. Für 2020 wurde das Zwischenziel von 19,5 Milliarden Euro bei den bereinigten Kosten erreicht.
Weiteres Einsparpotenzial sieht das Management in der konzerneigenen Abbaueinheit (Capital Release Unit/CRU), mit deren Hilfe die Deutsche Bank ihre Bilanz entlastet. Zudem will das Geldhaus nach positiven Erfahrungen mit Homeoffice und Videokonferenzen in der Pandemie bei Büros und Reisen sparen.
Das Netz eigener Filialen in Deutschland will die Bank im Laufe dieses Jahres um gut 100 Standorte auf 400 verkleinern, wie sie im September angekündigt hatte. Auch im Netz der zum Konzern gehörenden Postbank gibt es seit Jahren regelmäßig Anpassungen. In diesem und im nächsten Jahr sollen den Planungen zufolge jeweils etwa 50 der zuletzt 800 Postbank-Standorte aufgeben werden.
Deutlich mehr Geld als im Vorjahr stellte die Deutsche Bank angesichts der Corona-Krise für mögliche Kreditausfälle zurück. Im Gesamtjahr 2020 belief sich die Risikovorsorge auf rund 1,8 Milliarden Euro - nach 723 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Finanzvorstand James von Moltke hatte kürzlich in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" betont: "Das sind wohlgemerkt Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle, keine Abschreibungen auf tatsächliche Ausfälle." Wie viele Marktteilnehmer stellt sich auch die Deutsche Bank darauf ein, dass die Zahl der Firmenpleiten 2021 zunehmen wird./ben/stw/DP/stw
Quelle: dpa-Afx