FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein günstiges Marktumfeld hat bei der Deutschen Börse
Anleger riss das Zahlenwerk aber nicht vom Hocker. Die Aktien der Deutschen Börse notierten kurz nach dem Handelsstart bei 167,85 Euro nur knapp in der Gewinnzone. Nach einem Rekordhoch von gut 186 Euro Ende April war der Kurs bis Mitte Juli auch wegen der umstrittenen Pläne zur Übernahme des Softwareanbieters Simcorp kräftig gefallen, bevor er sich ein Stück weit berappelte.
Im laufenden Geschäftsjahr will die Deutsche Börse nun mehr als 4,7 Milliarden Euro an Nettoerlösen einstreichen, wie sie am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen will der Dax
Bei den Nettoerlösen standen ursprünglich 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro auf dem Zettel, beim operativen Ergebnis 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro. Die neuen Ziele berücksichtigen derweil noch nicht den erwarteten zusätzlichen Beitrag durch die geplante Simcorp-Übernahme im vierten Quartal.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kletterten die Nettoerlöse im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 1,22 Milliarden Euro. Wie bereits im ersten Quartal spielte dem Börsenbetreiber dabei ein günstiges Marktumfeld in die Karten - allen voran die steigenden Zinsen. Zwar fiel das Wachstum im wichtigsten Segment Trading und Clearing mit zwei Prozent eher mau aus, auch weil es auf den Märkten weniger turbulent zuging.
Im zweitgrößten Segment Securities Services sprudelten hingegen die Einnahmen. Die Nettoerlöse der Sparte kletterten im zweiten Quartal um 73 Prozent auf 399 Millionen Euro. Ein Grund waren höhere Erlöse in der Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Hinzu kam eine Vervielfachung der Nettozinserträge aus dem Bankgeschäft. So hat die Konzerntocher Clearstream eine Banklizenz und legt als Sicherheiten hinterlegte Kundengelder selber an - und profitierte dabei von dem günstigen Zinsumfeld.
Insgesamt zeichneten zyklische Effekte wie die höheren Nettozinserträge aus dem Bankgeschäft für 14 Prozentpunkte des Konzernumsatzwachstums verantwortlich. Sechs Prozent schaffte die Deutsche Börse aus eigener Kraft, also etwa durch die Gewinnung neuer Kunden und den Ausbau bestehender Kundenbeziehungen.
Nicht nur die sprudelnden Einnahmen, auch die gute Kostenkontrolle hätten zu dem guten Quartalsergebnis beigetragen, schrieb JPMorgan-Analyst Enrico Bolzoni. In erster Linie sei zwar das Zinsergebnis für den Aufschwung verantwortlich gewesen. Allerdings hätten auch die anderen Segmente etwas besser abgeschnitten als gemeinhin erwartet.
Noch kräftiger als die Erlöse zog das Konzernergebnis an. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um ein Viertel auf 733 Millionen Euro. Sowohl die Erlöse als auch das operative Ergebnis übertrafen damit die Erwartungen der Analysten. Auf die Anteilseigner der Deutsche Börse entfiel unter dem Strich ein Gewinn von 443 Millionen Euro nach 341 Millionen ein Jahr zuvor.
An diesem Nachmittag (14:00 Uhr) will sich der Vorstand in einer Telefonkonferenz den Fragen der Analysten stellen./jcf/lew/he/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx