FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse
Zudem führte der Preisanstieg für Gas und Strom zu hohen Handelsvolumen an der Strombörse EEX. Damit konnte das stagnierende Geschäft im Aktienhandel und mit der Absicherung von Risiken kompensiert werden. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte im dritten Quartal um ein Viertel auf knapp 500 Millionen Euro. Die Erlöse und der operative Gewinn fielen damit im Großen und Ganzen wie von Experten erwartet aus. Zudem wurden die Prognosen für das laufende Jahr sowie die mittelfristigen Ziele erwartungsgemäß bestätigt.
Demnach sollen Nettoerlöse im laufenden Jahr auf rund 3,5 Milliarden Euro steigen. Das entspräche einem Plus von zehn Prozent. Bis 2023 sollen die Erlöse dann auf rund 4,3 Milliarden Euro klettern. Erreicht werden soll das auch durch Zukäufe. Allerdings setzt der seit Anfang 2018 an der Unternehmensspitze amtierende Theodor Weimer dabei eher auf kleinere und mittlere Akquisitionen und nicht auf den großen Deal. Beim operativen Gewinn erwartet das Unternehmen einen Anstieg auf rund 2 Milliarden Euro nach knapp 1,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Für 2023 gibt es beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kein absolutes Ziel. Doch ausgehend vom 2020er-Referenzwert, dem angepeilten Plus von zehn Prozent pro Jahr und der Aussage, dass die Marge stabil bleiben soll, ergäbe dies 2023 rechnerisch ein operatives Ergebnis von rund 2,5 Milliarden Euro. Während Analysten die Ziele für das laufende Jahr in Reichweite sehen, liegen ihre Schätzungen von 2023 größtenteils noch unter den von Weimer ausgerufenen Zielen.
"Trotz des weiterhin ausbleibenden zyklischen Rückenwinds konnte die Gruppe im dritten Quartal ein deutlich zweistelliges Nettoerlöswachstum erzielen", sagte der Finanzvorstand Gregor Pottmeyer laut Mitteilung. "Wie erwartet, wurde dies möglich durch eine Kombination aus weiterem strukturellem Wachstum und M&A. Der Konzern liege damit auf dem geplanten Wachstumskurs - zudem steuern die Einsparungen weiter ihren Teil zum Gewinnanstieg bei.
Unter dem Strich verdiente der Konzern 300 Millionen Euro und damit rund ein Drittel mehr als vor einem Jahr. In der größten Sparte, der Derivatebörse Eurex, stagnierten die Erlöse im dritten Quartal bei 235 Millionen Euro. Der operative Gewinn der Eurex, an der Investoren ihre Risiken mit Futures und Optionen absichern können, ging leicht zurück. Im Bereich Aktienhandel (Xetra), dem bekanntesten Segment des Konzerns, gingen Erlöse und operativer Gewinn zurück.
Anders sieht dies an der zum Konzern gehörenden Leipziger Strombörse EEX aus. Dort zogen die Nettoerlöse um 17 Prozent auf 78 Millionen Euro an, der operative Gewinn kletterte um ein Viertel auf 35 Millionen Euro. Die aus diesen unerwarteten Preisanstiegen resultierende Volatilität in den Strom- und Gasmärkten habe sich positiv auf das Handelsvolumen in Strom- und Gasprodukten ausgewirkt.
Deutlich zulegen konnte auch das Segment Fondsvertrieb. Hier führten eine Übernahme und organisches Wachstum zu einem Erlösplus von 55 Prozent auf 85 Millionen Euro. Der operative Gewinn stieg auf 55 Millionen Euro und damit auf das Zweieinhalbfache des Vorjahreswerts. Der erst vor Kurzem übernommene US-Stimmrechtsberater ISS, der als eigene Einheit geführt wird, steuerte 69 Millionen Euro an Erlösen und knapp 23 Millionen zum operativen Gewinn bei.
Mit den Zukäufen will sich der Börsenbetreiber aber auf jeden Fall breiter aufstellen, um ihn unabhängiger von den Schwankungen an den Aktien- und Derivatemärkten und der Entwicklung der Geldpolitik und den niedrigen Zinsen zu machen. So sind vor allem die Erträge und der Gewinn in der Sparte Clearstream, die ihr Geld mit der Abwicklung von Transaktionen und der Aufbewahrung von Wertpapieren verdient, durch das Niedrigzinsumfeld unter Druck.
An der Börse wurden die Zahlen zunächst mit leichten Abschlägen quittiert. Auf der Handelsplattform Tradegate gab die Aktie rund eine Stunde nach Veröffentlichung der Zahlen auf 149,40 Euro nach, nachdem das Papier im Xetra-Handel noch um 1,63 Prozent auf 149,75 Euro gestiegen war. Dies war das höchste Niveau seit Ende August. Die Deutsche-Börse-Aktie zählte bis zum Sommer 2020 zu den größten Gewinnern der Corona-Pandemie.
Da das Handelsvolumen am Aktienmarkt und der Absicherungsbedarf von Marktteilnehmern im Corona-Crash deutlich gestiegen war, kletterte der Kurs im Juli vergangenen Jahres bis auf 170 Euro. Dieses Niveau konnte das Papier nicht halten, liegt aber immer noch rund die Hälfte über dem Kurs, den die Aktie zum Amtsantritt von Weimer innehatte. Damit schnitt die Deutsche-Börse-Aktie deutlich besser als der Dax ab, hinkt aber der Entwicklung des Londoner Rivalen London Stock Exchange
Quelle: dpa-Afx