GARCHING (dpa-AFX) - Die Deutsche Pfandbriefbank will sich nach ihrer monatelangen Krise von riskanteren Darlehen trennen. Der Verkauf eines 900 Millionen Euro schweren Pakets mit Krediten für Büros, Wohngebäuden und Hotels in den USA und Großbritannien stehe kurz vor dem Abschluss, sagte der neue Vorstandschef Kay Wolf bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag. Im ersten Quartal legte die Bank einen weiteren Batzen Geld für drohende Kreditausfälle zurück. Trotzdem schrieb sie wieder klar schwarze Zahlen, nachdem sie Ende 2023 wegen der Krise rund um Gewerbeimmobilien in den USA sogar in die Verlustzone geraten war.

Bei dem Käufer des Kreditpakets handelt es sich laut Insidern um den US-Finanzinvestor Blackstone . Der Vertrag solle bereits am Mittwoch abgeschlossen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Bankchef Wolf wollte sich zum Namen des Käufers in einer Videokonferenz nicht äußern.

Aus seiner Sicht sollen solche Deals jedoch keine Ausnahme bleiben. "Wir wollen deutlich dynamischer und flexibler werden", sagte er. Er will den Kreditbestand der Bank stärker mit Blick auf Rendite und Risiko managen.

Zunächst soll der Verkauf die Risiken des Instituts in den USA und Großbritannien verkleinern. Von dem Volumen in Höhe von 900 Millionen Euro entfielen 500 Millionen auf die Vereinigten Staaten, erklärte Wolf. Dort stehen viele Büroflächen leer, etwa wenn sie von Lage oder Ausstattung her für Mieter weniger attraktiv sind. Manche Eigentümer können ihre Kreditraten nicht mehr bezahlen und der Wert solcher Immobilien ist stark gesunken. Damit brachen der Pfandbriefbank die Sicherheiten für einige Kredite weg.

Die entsprechenden Rückstellungen führten dazu, dass der Vorsteuergewinn des Instituts im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 90 Millionen Euro zusammensackte. Im laufenden Jahr soll der Profit wieder höher ausfallen, versicherte Wolf. Eine Zahl wollte er auf Nachfrage jedoch nicht nennen. Die Bank werde auch 2024 eine erhöhte Risikovorsorge für Kreditausfälle vornehmen. Dies gelte vor allem für die erste Jahreshälfte.

Trotz des Verkaufs von Kreditbeständen soll das Geschäft der Bank nicht schrumpfen. Wolf plant weiterhin einen Kreditbestand von 30 bis 31 Milliarden Euro. Im ersten Quartal zeichnete das Institut nur Neugeschäft im Umfang von 700 Millionen Euro, rund 300 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr sollen es wie angekündigt 6 bis 7 Milliarden Euro werden.

Im ersten Quartal verdiente die Pfandbriefbank vor Steuern 34 Millionen Euro und damit zwei Millionen mehr als ein Jahr zuvor, wie sie in Garching bei München mitteilte. Der Überschuss stieg von 27 auf 29 Millionen Euro. Allerdings legte die Bank erneut viel Geld für gefährdete Kredite zurück: Die Risikovorsorge wuchs im Jahresvergleich von 2 auf 47 Millionen Euro. Ein gestiegener Zinsüberschuss machte dies mehr als wett.

An der Börse wurden die Neuigkeiten mit Erleichterung aufgenommen: Die lange gebeutelte Aktie der Pfandbriefbank gewann bis zum frühen Nachmittag mehr als sieben Prozent auf 5,60 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im Kleinwerte-Index SDax . Vor rund zwei Jahren im April 2022 war das Papier jedoch noch mehr als doppelt so teuer gehandelt worden. Danach ging es abwärts - vor allem, seit sich im Jahr 2023 die Auswirkungen der US-Immobilienkrise abzeichneten. Seit Anfang März erholte sich der Kurs dann wieder ein gutes Stück weit./stw/niw/jha/

Quelle: dpa-Afx