BONN (dpa-AFX) - Mit der Übernahme des US-Konkurrenten Sprint hat die Deutsche Telekom
Die Entwicklung des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda AL), das bei Experten im Fokus steht und Auskunft über die operative Entwicklung gibt, fiel mit einem Plus von knapp 42 Prozent auf 35 Milliarden Euro noch deutlicher aus. Aus eigener Kraft wäre ein Plus von knapp 8 Prozent rumgekommen. Höttges bekräftigte seinen Vorhaben, unabhängig von den USA auch in Europa organisch wachsen zu wollen.
Unterm Strich machte die Telekom einen Gewinn von 4,2 Milliarden Euro und damit 7,5 Prozent mehr als noch 2019. Vor allem durch höhere Investitionen und der erstmaligen Einbeziehung von Sprint seien die Abschreibungen 2020 größer ausgefallen, sagte ein Unternehmenssprecher. Daher stieg das Ergebnis unter dem Strich nicht so stark wie der operative Gewinn.
Der freie Mittelzufluss sank dagegen um ein Zehntel auf 6,3 Milliarden Euro, vorwiegend wegen der Integrationskosten aus der US-Fusion mit Sprint. Mit den vorgelegten Zahlen erfüllte die Telekom ihre erst im November angehobene Jahresprognose. Zudem fiel das Ergebnis in etwa so aus wie es die Experten erwartet hatten.
Für das laufende Jahr hat sich der Konzern neue Ziele gesetzt: 2021 soll ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda AL) von rund 37 Milliarden Euro sowie ein freier Mittelzufluss von 8 Milliarden Euro erreicht werden. Die Prognose für das laufende Jahr liegt etwas über dem Schnitt der derzeitigen Schätzungen. Wie bereits bekannt, will die Telekom eine Dividende von 60 Cent je Aktie ausschütten.
Zudem kündigte die Telekom mehr Investitionen an. So wolle das Unternehmen den 2020-Wert von insgesamt 17 Milliarden Euro um rund 1,4 Milliarden Euro erweitern. In Deutschland sollen bis 2024 sechs Milliarden Euro investiert werden - 500 Millionen Euro mehr als noch im vergangenen Jahr.
Mit dem Geld wollen die Bonner den 5G-Ausbau forcieren und auch mehr Glasfaser-Anschlüsse bis in die Wohnung oder ins Haus anbieten. Bislang gehen die Verbindungen oft nur bis zum Verteilerkasten an der Straße. Ab 2022 sollen perspektivisch bis 2024 jedes Jahr 2,5 Millionen neue Haushalte "echte" Glasfaser-Anschlüsse erhalten, sodass bis dahin rund 10 Millionen Haushalte einen entsprechenden Zugang haben sollen. Bislang war das Ziel einem Sprecher zufolge 2 Millionen pro Jahr.
Analysten wie Ulrich Rathe vom Analysehaus Jefferies reagierten erleichtert über das Verhältnis zwischen Investitionskosten und freiem Mittelzufluss. Sein Kollege Akhil Dattani von JPMorgan fügte hinzu, dass damit die seit langem bestehende Sorge von Investitionsüberhängen beseitigt werde. Allerdings seien die 2020er-Zahlen sowie die Ziele für 2021 gemischt ausgefallen.
Andrew Lee von der US-Bank Goldman Sachs hob die Investitionspläne hervor, mit denen der Konzern den Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland beschleunigen will. Dies dürfte einen der größten Belastungsfaktoren von der Aktie nehmen. An der Börse kamen die Zahlen und Ausblick gut an. Die Aktie legte am Vormittag in einem unveränderten Gesamtmarkt rund ein Prozent zu und war damit einer der besten Dax-Werte. Mittelfristig gesehen zählt die T-Aktie allerdings zu den schwächeren Werten im deutschen Leitindex.
Das Corona-Jahr wirkte sich auf das Geschäft unterschiedlich aus. So fehlten etwa Erlöse infolge geschlossenen Telekom-Läden sowie Roaming-Umsätze, weil Menschen kaum reisen konnten. Die Corona-Pandemie belastete auch das Sorgenkind T-Systems. Bei der Geschäftskundensparte gingen Umsatz und Gewinn zurück.
Allerdings griffen Kunden verstärkt bei Internet-Anschlüssen zu Hause zu, allen voran bei Glasfaserprodukten. Eine ähnliche Erfahrung musste auch der Konkurrent Telefonica Deutschland
Quelle: dpa-Afx