KÖLN (dpa-AFX) - Der Motorenhersteller Deutz
An der Börse wurden die Nachrichten nach anfänglichem Auf und Ab positiv aufgenommen. Die Deutz-Aktie legte zuletzt um 3,21 Prozent auf 5,95 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im Nebenwerte-Index SDax
Im abgelaufenen Jahr brach der Umsatz bei Deutz wegen der Corona-Krise um fast 30 Prozent ein. Das Management leitete ein umfangreiches Umbau- und Sparprogramm samt dem Abbau von bis zu 1000 Arbeitsplätzen ein, das zunächst teuer zu Buche schlug. Auch deshalb verbuchte Deutz 2020 unter dem Strich einen Verlust von fast 108 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch gut 52 Millionen Euro verdient. Allerdings hatten Analysten mit einem noch größeren Minus gerechnet.
Für das laufende Jahr stellte Vorstandschef Hiller zwar eine deutliche Verbesserung der Geschäftslage in Aussicht, warnte aber auch vor Problemen in der Lieferkette. So will Deutz ohne die elektrischen Bootsantriebe seiner Tochter Torqeedo mindestens 130 000 Motoren ausliefern und die Erlöse im lukrativen Servicegeschäft auf 400 Millionen Euro steigern.
Dadurch soll der Umsatz nach dem Einbruch auf 1,3 Milliarden wieder auf mindestens 1,4 Milliarden Euro steigen. Analysten waren im Schnitt schon von knapp 1,5 Milliarden ausgegangen. Selbst hier wäre das Niveau aus dem Vorkrisenjahr 2019 noch weit entfernt. Da hatte Deutz mehr als 1,8 Milliarden Euro umgesetzt.
Auch mit Blick aufs operative Ergebnis zeigt sich das Management vorsichtiger als der Durchschnitt der Branchenexperten. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) rechnet der Vorstand 2021 mindestens mit einer schwarzen Null, während Analysten bereits ein Plus von 26 Millionen Euro auf dem Zettel hatten. Im vergangenen Jahr hatte Deutz beim bereinigten Ebit ein Minus von rund 75 Millionen Euro verbucht. Einschließlich der Sonderbelastungen aus dem Konzernumbau lag der Verlust vor Zinsen und Steuern sogar bei rund minus 107 Millionen Euro.
Wegen des Verlusts sollen die Aktionäre für 2020 aber ein weiteres Mal leer ausgehen. Im vergangenen Jahr hatte Deutz bereits die eigentlich geplante Dividende für 2019 gestrichen, um ein dickeres Finanzpolster für die Krise zu haben.
Für die zweite Jahreshälfte 2021 erwartet der Vorstand zwar einen positiven Sondereffekt aus dem Verkauf seines Standorts in Köln-Deutz. Allerdings muss der Konzern im Aufschwung voraussichtlich mehr Geld in Material stecken und außerdem Kosten für den Stellenabbau begleichen. Daher rechnet das Management im Gesamtjahr mit einem freien Barmittelabfluss im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Spätestens im Herbst war der Deutz-Spitze klargeworden, dass die Krise den Motorenhersteller für längere Zeit im Griff halten wird. Daher verschob sie ihre eigentlich für 2022 gesetzten Mittelfristziele um ein bis zwei Jahre. So soll der Umsatz erst im Jahr 2023 oder 2024 die angepeilte Marke von 2 Milliarden Euro überschreiten. Gleiches gilt für die geplante operative Umsatzrendite (bereinigte Ebit-Marge) von 7 bis 8 Prozent. Diese hatte 2019 bei 4,3 Prozent gelegen und war durch den Ergebniseinbruch 2020 auf minus 5,8 Prozent abgesackt./stw/mne/jha/
Quelle: dpa-Afx