BASEL (dpa-AFX) - Gute Geschäfte mit Tests auf Covid-19 haben das Wachstum von Roche
Das Papier gab zuletzt um gut zweieinhalb Prozent nach und war damit einer der größten Verlierer im Europa-Auswahlindex Stoxx 50
Analyst Peter Welford von Jefferies kritisierte in einer Studie vor allem den Gewinn, der die Erwartungen verfehlt habe. Richard Vosser sprach zwar von einem starken Zahlenwerk, merkte allerdings den Ausblick als unerwartet schwach an. Die Konsensschätzungen dürften nach Einschätzung des Analysten nun sinken.
Für das laufende Jahr werden die beiden Themen Covid-19-Pandemie und Biosimilars nochmals eine zentrale Rolle spielen, kündigte Roche an. So dürften die Verkäufe von Covid-19-Medikamenten und -Diagnostika 2022 um schätzungsweise 2 Milliarden auf etwa 5 Milliarden Franken zurückgehen. Gleichzeitig dürfte sich die Umsatzerosion durch Biosimilars - biologisch hergestellte Nachahmermedikamente - im laufenden Jahr auf rund 2,5 Milliarden Franken abschwächen.
Dies sind auch die Gründe für den insgesamt eher zurückhaltenden Ausblick. So stellt Roche für 2022 zu konstanten Wechselkursen ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht, im schlechtesten Fall soll der Umsatz stagnieren. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.
Gegen Covid-19 hat Roche eigene Corona-Arzneien am Markt, zudem mischt der Konzern aber auch stark bei PCR- und Selbsttests mit. Mit dem Vormarsch der Omikron-Variante sei der Testbedarf zuletzt stark gestiegen und dürfte mindestens noch bis in das erste Quartal anhalten, eventuell auch bis Anfang des zweiten Jahresviertels, sagte Konzernchef Severin Schwan. Vor allem bei den Selbsttests sollte die Nachfrage dann aber abflauen, das PCR-Geschäft sei hingegen weniger volatil.
Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um acht Prozent auf 62,8 Milliarden Franken (60,4 Mrd Euro) zu, zu konstanten Wechselkursen betrug das Wachstum 9 Prozent und lag damit etwas höher als vom Roche-Management in Aussicht gestellt. Treiber war die Diagnostik-Sparte, dort kletterte der Erlös um 29 Prozent auf 17,8 Milliarden Franken.
Laut Schwan entfielen hiervon allein 4,7 Milliarden Franken auf Corona-Tests. Doch auch das Basisgeschäft sei stark gewachsen. Die größere Pharmasparte wiederum trat mit einem Plus von 1 Prozent auf 45,0 Milliarden Franken im Gesamtjahr mehr oder weniger auf der Stelle. Der Firmenchef räumte ein, dass sich die Pandemie bei einigen Arzneien bremsend niedergeschlagen habe.
Dagegen war die Nachfrage nach neueren Medikamenten wie dem Bluter-Mittel Hemlibra, der Multiple-Sklerose-Arznei Ocrevus sowie dem Krebsmedikament Tecentriq und Evrysdi bei spinaler Muskelatrophie stark gewesen. Covid-19-Medikamente wie Ronapreve und Actemra/RoActemra trugen ebenfalls zum Umsatzwachstum bei.
Dem stand allerdings nochmals eine deutliche Umsatzerosion durch Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster gegenüber. Roche kämpft wegen der abgelaufenen Patente für seine drei Mittel Avastin, Herceptin und Mabthera dort schon seit Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen. 2021 habe der auf Biosimilars zurückzuführende Rückgang bei 4,5 Milliarden Franken gelegen, hieß es.
Ergebnisseitig konnte Roche nicht überzeugen. Das operative Kernergebnis, das Analysten als Richtgröße nutzen, stieg zwar um 2 Prozent. Der Gewinn unter dem Strich lag mit 14,9 Milliarden Franken jedoch knapp unter den 15,1 Milliarden Franken des Vorjahres. Allerdings spielte auch die Aufwertung des Franken eine negative Rolle bei der Gewinnentwicklung. Die Aktionäre sollen gleichwohl eine auf 9,30 Franken erhöhte Dividende erhalten./tav/AWP/hr/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx