BONN (dpa-AFX) - Der Briefversand wird in Deutschland ab dem nächsten Jahr länger dauern als bisher. Das zuständige Vorstandsmitglied des Post-Konzerns DHL
Bisher ist die Deutsche Post, wie sich der global operierende Konzern DHL in seinem inländischen Stammgeschäft nennt, dazu verpflichtet, mindestens 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag zuzustellen, inklusive Samstag. 95 Prozent müssen am übernächsten Werktag beim Empfänger sein. Diese Regel stammt noch aus den 90-er Jahren, als das Internet nur eine Nebenrolle spielte. Inzwischen ist die Nachfrage nach Briefen rapide gesunken, da die Menschen auf digitale Kommunikation setzen, ob Mails oder Chats.
Derzeit sitzt die Politik an der Reform des Postgesetzes, das in wesentlichen Teilen seit 1998 unverändert gilt. Die Novelle soll zwar erst im Frühjahr abgeschlossen sein. In der Politik ist es aber schon jetzt weitgehend Konsens, die Brief-Zeitvorgaben angesichts der veränderten Nachfrage abzuschwächen. Künftig sollen 95 Prozent der heute eingeworfenen Briefe erst drei Werktage später da sein.
Die neuen Laufzeitvorgaben würden aber nicht schon bei Inkrafttreten des Gesetzes gelten, vielmehr hängen sie mit dem üblichen, alle drei Jahre durchgeführten Portoverfahren der Bundesnetzagentur zusammen - und das greift zum Januar 2025. Ab diesem Zeitpunkt darf die Post aller Voraussicht nach ein höheres Porto nehmen und den verminderten Laufzeitvorgaben folgen. Es wird also teurer, einen Brief zu verschicken, und es wird im Schnitt länger dauern, bis das Schreiben im Briefkasten ist.
Wem es wichtig ist, dass ein Brief möglichst schnell da ist, der kann allerdings einen sogenannten Prio-Brief aufgeben. Den gibt es schon jetzt, er führt aber ein Nischendasein und kostet einen Aufschlag von 1,10 Euro. Was diese Sendungsart künftig kostet, ist noch unklar.
Vorständin Hagleitner machte nun klar, dass man bezüglich der Umsetzung der neuen Vorgaben nichts überstürzen wolle. "Wir haben noch einiges an Betriebsabläufen anzupassen, darum wird es keine harte Umstellung von einem Tag auf den anderen werden."
Der Konzernbereich spielt in dem global tätigen Konzern mit seinen rund 594 000 Vollzeitstellen nur noch eine Nebenrolle: Die Brief- und Paketbeförderung im Inland macht circa ein Fünftel der Konzernumsätze aus. Beim operativen Ergebnis ist es nur etwa ein Siebtel - das Stammgeschäft ist also deutlich weniger profitabel als andere Konzernbereiche.
Die Postgesetz-Reform soll die einstige Bundespost nun von einem Teil ihres Kostenballastes im Stammgeschäft befreien. Dazu gehören Nachtflieger, die noch immer zur Briefbeförderung eingesetzt werden. Das liegt an besagtem regulatorischen Zeitdruck - von montags bis freitags fliegen drei Maschinen zwischen Hannover und München, Hannover und Stuttgart sowie Stuttgart und Berlin hin und zurück, an Bord ausschließlich beladen mit Briefen. Das gilt auch in puncto Klimaschutz als fragwürdig. Ende März soll damit Schluss sein.
Der am Mittwoch vorgelegte Geschäftsbericht zeigt starke Bremsspuren im Briefgeschäft, das gewissermaßen die Wurzel der Post ist. Die Sendungsmenge sank im vergangenen Jahr Firmenangaben zufolge um 5,6 Prozent auf rund 12,6 Milliarden. 2022 war es nur ein Minus von 0,3 Prozent gewesen, in den Jahren davor hatte sich der Rückgang in der Spanne von 2 bis 3 Prozent bewegt. Die Nachfrage nach Paketen steigt hingegen, 2023 beförderte DHL in Deutschland rund 1,7 Milliarden solcher Sendungen und damit 3,8 Prozent mehr als 2022. Der Logistiker ist im Brief- und Paketgeschäft Marktführer in Deutschland./wdw/DP/lew
Quelle: dpa-Afx