FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Ein Durchbruch bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff hat an den Finanzmärkten für einen turbulenten Wochenstart gesorgt. Die Aktienindizes legten kräftig zu. Dabei erholten sich gerade die Corona-Verlierer der letzten Monate rasant, während sich die Anleger von den Krisengewinnern trennten. Grund für die Kursausschläge: Ein Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech
Der deutsche Leitindex Dax
Die Ölpreise schnellten um fast zehn Prozent nach oben. Das Kalkül der Käufer: die Wirschaft wird ohne Corona-Belastungen besser laufen und die Menschen werden wieder mehr mit Autos und Flugzeugen unterwegs sein. An den Anleihemärkten fielen die Kurse hingegen und auch der Preis für Gold, das als sicherer Hafen geschätzt wird, fiel.
Die an der US-Tech-Börse Nasdaq gelisteten Biontech-Aktien schnellten im vorbörslichen Handel um fast ein Viertel auf ein Rekordhoch von 114 US-Dollar nach oben. Das auf Immuntherapien zur Behandlung von Krebs und anderen schweren Erkrankungen spezialisierte Unternehmen war erst vor etwas mehr als einem Jahr an die Nasdaq gegangen. Der Ausgabepreis damals: 15 Dollar je Aktie. Seither hat sich der Kurs inklusive der sich am Montag abzeichnenden Gewinne nun fast verachtfacht. Für die Pfizer-Aktien ging es vorbörslich um mehr als 11 Prozent auf 40,70 Dollar nach oben.
Der Impfstoff BNT162b2 war von Biontech im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt worden. Die für eine Zulassung entscheidende Phase-3-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen Ländern. Inzwischen haben mehr als 43 500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht.
Biontech und Pfizer wollen nun voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. So gilt für den Corona-Impfstoff wegen der besonderen Dringlichkeit ein beschleunigter Zulassungsprozess. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA können Arzneimittelhersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen. Ein solches Rolling-Review-Verfahren hatte neben Biontech auch das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca
Die Studiendaten von Biontech schüren vor allem bei Investoren mit Blick auf die Luftfahrt- und Reisebranche große Hoffnungen. Ihr Index, der Stoxx Europe 600 Travel & Leisure
Dass es selbst bei einer Zulassung eines Impfstoffes noch Monate dauern wird, bis dieser in ausreichenden Mengen für weite Teile der Menschheit zur Verfügung steht, bremste die Euphorie der Anleger nicht.
Sie trennten sich vielmehr von den Krisengewinnern der vergangenen Monate. Die Aktien des im Dax notierten Essenslieferdienstes Delivery Hero
Die Aktien anderer, zuletzt stark gelaufenen Corona-Gewinner fielen noch deutlicher: Für die Papiere der Shop Apotheke
Ebenfalls hohe Verluste erlitten die Aktien des Biotechunternehmens Qiagen
Quelle: dpa-Afx