HAMBURG (dpa-AFX) - Die seit Jahren von asiatischer Billigkonkurrenz bedrängte maritime Industrie in Europa sieht riesige Chancen in der klimaneutralen Nachrüstung zehntausender auf den Weltmeeren verkehrender Schiffe. "Die bestehende Ausrüstung zu modifizieren, das ist die Herausforderung, und hier kommt Europa ins Spiel", sagte der Chef des Motorenherstellers MAN Energy Solutions, Uwe Lauber, am Dienstag zum Auftakt der Schiffbaumesse SMM in Hamburg. "Denn wir haben die guten Ingenieure, wir haben das Know-how, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch die Werften haben, die die Modifikationen durchführen können."
Den Bau großer Tanker oder Containerschiffe haben europäische Werften längst an die asiatische Konkurrenz abgegeben. Verbliebene Domänen sind im Wesentlichen der Bau von technologisch anspruchsvollen Wasserfahrzeugen, wie Luxusjachten, Kreuzfahrtschiffen sowie Militär- und anderen Spezialschiffen. "Aber Nachrüstungen, das kann auch für uns hier in Europa eine Chance sein, und wir sollten diese Herausforderung nutzen", sagte Lauber. Sein Unternehmen, eine VW-Tochter
Die maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Claudia Müller, bezeichnete die Nachrüstung von existierenden Schiffen - im Branchenjargon "Retrofit" - als einen wesentlichen Schlüssel zum Erreichen der Klimaziele im maritimen Sektor. Nach dem Willen der EU und zahlreicher Branchenverbände soll die Schifffahrt bis spätestens 2050 klimaneutral unterwegs sein, einzelne Reedereien wollen dies noch früher schaffen.
Ein entscheidender Schritt ist aus Müllers Sicht die - mit dem geplanten Klimaschutzprogramm der EU ("Fit for 55") geplante - Einführung eines Preises für den Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2. "Klimaverschmutzung muss einen Preis bekommen. Klimafreundliche Lösungen müssen auch die wirtschaftlicheren werden", sagte Müller der dpa. Sie äußerte die Überzeugung, dass entsprechende strenge Klimaregeln für die Schifffahrt einen Schub für die europäische Schiffbauindustrie bringen können./kf/DP/stw
Quelle: dpa-Afx