GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius bleibt auf Wachstumskurs. Der Konzern verzeichnet in seinen beiden Sparten weiterhin hohe Zuwächse, wenngleich nach der hohen pandemiebedingten Nachfrage im Vorjahr der Corona-Rückenwind nachlässt. Konzernchef Joachim Kreuzburg sieht die Firma laut Mitteilung vom Donnerstag weiterhin auf gutem Weg zu den Jahres- und Mittelfristzielen, verwies aber erneut auf die hohen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und deren Folgen wie etwa die problematischen Lieferketten. Die Aktie legte zu.

Vom Krieg in der Ukraine sei Sartorius vor allem indirekt betroffen, teilte der Dax -Konzern in Göttingen weiter mit. Das Geschäftsvolumen in dem Land sowie in Russland und Belarus zwei war begrenzt, jedoch bekommen auch die Niedersachsen die gestiegenen Kosten in der Logistik und für Energie zu spüren. Zudem seien gewisse Vorprodukte und Rohmaterialien nur zu höheren Preisen zu beschaffen.

Dennoch übertraf nach einem bereits überraschend starken Jahresstart Sartorius auch im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten. Zwar ließ das Wachstumstempo des Konzerns zuletzt etwas nach, bleibt aber noch immer hoch: Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich um knapp 27 Prozent auf rund 2,06 Milliarden Euro. In kleinerem Maße trugen hierzu auch die jüngsten Übernahmen bei. Rückenwind kam zudem vom schwächeren Euro - währungsbereinigt lag das Plus bei rund 21 Prozent.

Auch die Auftragslage bleibt bei den Niedersachsen robust, normalisiert sich aber wie bereits vom Management erwartet: Im ersten Halbjahr lag der Wert mit knapp 2,17 Milliarden Euro leicht unter dem Vorjahr, in dem Sartorius durch die Pandemie eine Sonderkonjunktur erlebt hatte. Seinerzeit hatte vor allem die Biotechnologiesparte von der regen Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern profitiert, zudem zogen viele Kunden Bestellungen vor. Entsprechend ist die Sparte aktuell von den rückläufigen Aufträgen betroffen. Weil aber das Kerngeschäft weiter rund läuft, erzielte der Bereich erneut ein prozentual zweistelliges Umsatz- und Ergebnisplus.

Sartorius profitiert schon seit längerem vom Boom der Biotechnologie. Mit neuen wissenschaftlichen Ansätzen sind die Produkte gefragt. Das Biotechgeschäft des Konzerns läuft größtenteils unter dem Dach der französischen Tochter Sartorius Stedim Biotech. Zu den Produkten zählen beispielsweise Bioreaktoren und wichtige Einwegmaterialien wie Beutel und Filter. Aber auch die kleinere Laborsparte floriert, sie zog im ersten Halbjahr sogar rund ein Fünftel mehr neue Aufträge an Land.

Konzernweit zog das bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) von Januar bis Juni auf 697,5 Millionen Euro an, nach rund 555 Millionen im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn erreichte 334 Millionen Euro, knapp 29 Prozent mehr. Unter dem Strich entfielen auf die Aktionäre 371,5 Millionen Euro, der Überschuss vor einem Jahr lag noch bei gut 201,4 Millionen.

Sartorius will im Gesamtjahr unverändert eine bereinigte Ergebnismarge von rund 34 Prozent erzielen - die Profitabilität lag auch im zweiten Quartal im Rahmen dieser Prognose. Der Umsatz soll den beibehaltenen Zielen zufolge währungsbereinigt um 15 bis 19 Prozent anziehen.

Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan lobte, dass der Ausblick trotz geringerer Beiträge der Corona-bezogenen Geschäfte beibehalten wurde. Das spreche für höhere Schätzungen für die Bioprocess-Solutions-Sparte.

Bei den Anlegern kamen die Resultate denn auch gut an. Die Aktien stiegen am Vormittag an der Dax-Spitze zuletzt um gut vier Prozent auf 399,60 Euro, womit sie wieder das Niveau von April erreichten. 2022 summieren sich die Kursverluste aber immer noch auf rund ein Drittel.

So hatten die Aktien wegen des Corona-Booms in der Pandemie zu den Börsen-Lieblingen gezählt und Ende November 2021 ein Rekordhoch bei 631,60 Euro erreicht - nach Kursen um die 200 Euro zu Beginn der Pandemie. Mit der sich abzeichnenden gewissen Entspannung der Corona-Lage waren die Papiere dann aber - wie viele andere Pandemie-Profiteure auch - unter Druck geraten./tav/men/mis

Quelle: dpa-Afx