OLDENBURG (dpa-AFX) - Der Fotodienstleister Cewe
Das im SDax
Analyst Volker Bosse von der Baader Bank attestierte dem Konzern solide Resultate im Quartal, die Erlöse hätten Schwung aufgenommen. Das Vorjahresniveau beim Umsatz sei aber auch schwach gewesen. Nach der leichten Verbesserung beim operativen Verlust liege die Firma beim Blick auf die erste Jahreshälfte aber noch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Thilo Kleibauer von Warburg Research wertete das Abschneiden beim Erlös als stark - wird aber für die Folgejahre angesichts der konjunkturellen Eintrübung vorsichtiger.
Die Oldenburger steigerten den Erlös in den Monaten April bis Juni im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 132 Millionen Euro. Operativ reduzierte das Unternehmen den Verlust: Vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel ein Minus von 4,3 Millionen Euro an, nach minus 6,4 Millionen vor einem Jahr. Unter dem Strich stand ein Verlust von knapp 2,8 Millionen Euro - auch hier etwas weniger als die minus 4,4 Millionen aus dem Vorjahr.
Cewe hatte in den Lockdown-Phasen der Corona-Pandemie ein starkes Geschäft verzeichnet, weil viele Menschen zu Hause waren und die Angebote rund um Fotos, Grußkarten und Fotobücher nutzten. Chef Friege will dieses Jahr einen Umsatz von 680 bis 740 (Vorjahr: 693) Millionen Euro erreichen, das operative Ergebnis soll zwischen 65 und 80 Millionen Euro liegen nach 72 Millionen Euro im Vorjahr. Cewe macht nach eigenen Angaben traditionell das meiste Geschäft im Weihnachtsquartal. Der größte Teil des Geschäfts entfällt auf Bestellungen von Privatleuten in der Sparte Foto-Finishing - sprich auf individuell gestaltete Fotobücher, Kalender, Grußkarten und Wandbilder.
Neben dem laufenden Geschäft leistete sich das Unternehmen in diesem Jahr eine Posse rund um die Besetzung im Management. Die Erben des Firmengründers Heinz Neumüller sind mit einem Paket von 27 Prozent der größte Anteilseigner von Cewe. Da das Unternehmen die Rechtsform einer Stiftung & Co KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) hat, kann die Neumüller Cewe Color Stiftung als haftende Gesellschafterin (Komplementär) weitreichend über die Geschicke des Unternehmens bestimmen. Die Aktionäre haften als sogenannte Kommanditisten nur beschränkt. Diese Konstruktion hält das Unternehmen seit einiger Zeit in Atem.
Das Stiftungskuratorium hatte Mitte März den Vertrag des Vorstandschefs Friege nicht verlängert. Anfang April begründete das Gremium den Schritt unter anderem mit Versäumnissen Frieges bei der Frauenförderung. Trotz der "durchaus akzeptablen bis guten Arbeit Frieges" hätten sich beim Kuratorium "seit längerer Zeit Bedenken gegen Frieges Leistungen und gegen sein Verhalten herausgebildet", hieß es in der Mitteilung Anfang April.
Zwei Drittel der Kuratoriumsmitglieder seien überzeugt, dass Friege nicht mehr das nötige uneingeschränkte Vertrauen für eine Vertragsverlängerung habe - aus persönlichen wie aus inhaltlichen Gründen. Der Aufsichtsrat und vor allem ein Erbe sehen dies aber anders. So machte Alexander Neumüller, einer der Erben und Begünstigter der Stiftung, von seinem Sonderrecht Gebrauch, einen Vorstand direkt zu ernennen - und berief Friege auch über die bisher geplante Laufzeit Ende 2022 in das Gremium, das das operative Geschäft leitet./men/ngu/mis
Quelle: dpa-Afx