NEW YORK (dpa-AFX) - Der Rückzug aus dem Massengeschäft mit Normalkunden und höhere Personalkosten haben der US-Investmentbank Goldman Sachs
An der Börse wurden die Nachrichten am Dienstag unterschiedlich aufgenommen. Die Goldman-Aktie verlor im frühen US-Handel knapp zwei Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf hat sie damit rund zehn Prozent verloren. Die Aktie von Bank of America zog um fast ein Prozent an. Seit dem Jahreswechsel steht bei ihr allerdings ein Kursverlust von fast einem Fünftel zu Buche.
Bei Goldman Sachs rächte sich im dritten Quartal ein weiteres Mal der fehlgeschlagene Ausflug ins Massengeschäft mit Normalverdienern. So trennt sich die Bank von ihrem Online-Kreditvermittler Greensky, den sie erst im vergangenen Jahr für 1,7 Milliarden Dollar übernommen hatte. Jetzt bekommt Goldman Sachs nicht einmal halb so viel dafür. Käufer ist ein Konsortium unter der Führung der Investmentfirma Sixth Street. Im dritten Quartal musste Goldman Sachs auf die Sparte rund eine halbe Milliarde Dollar abschreiben. Hinzu kamen weitere Abschreibungen auf Immobilienanlagen.
Auch deshalb verdiente die Bank in den Monaten Juli bis September nur knapp 1,9 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro) und damit 36 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie sie am Dienstag in New York mitteilte. Der zwischenzeitliche Ausflug ins Geschäft mit Privatkunden hat dem Konzern keinen Erfolg beschert. Seit vergangenem Jahr rudert Bankchef Solomon in diesem Segment deutlich zurück.
Im abgelaufenen Quartal hatte die Investmentbank zudem mit rückläufigen Erträgen und deutlich gestiegenen Kosten zu kämpfen. Weil der Zinsüberschuss um fast ein Viertel einbrach, sanken die gesamten Erträge der Bank um ein Prozent auf 11,8 Milliarden Dollar. Da die Investmentbank kein starkes Privatkundengeschäft hat, kann sie nicht wie zum Beispiel JPMorgan von den steigenden Zinsen profitieren. Allerdings ist der Anteil des Zinsüberschusses an den Gesamterträgen nicht so hoch wie bei anderen Banken.
Positiv wirkte sich das Handelsgeschäft aus: Dort hielt Goldman Sachs die Erträge überraschend stabil, während Analysten mit einem Rückgang gerechnet hatten. Allerdings sprangen die Personalausgaben der Bank im Jahresvergleich um 16 Prozent nach oben, was die Kosten konzernweit stark nach oben trieb. Positiv wirkte sich aus, dass Goldman Sachs fast kein Geld für drohende Kreditausfälle zur Seite legte. Ein Jahr zuvor hatte sie noch gut 500 Millionen Dollar in die Risikovorsorge gesteckt, im zweiten Quartal waren dafür noch gut 600 Millionen Dollar angefallen.
Unterdessen verdankte Bank of America ihren Gewinnanstieg im Sommer vor allem einer geringeren Steuerlast. Im dritten Quartal verdiente das Institut 7,8 Milliarden Dollar und damit zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie es ebenfalls am Dienstag in Charlotte (US-Bundesstaat North Carolina) mitteilte.
So stiegen die Erträge um drei Prozent auf 25,2 Milliarden Dollar und übertrafen damit die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Auch das Handelsgeschäft wuchs stärker als gedacht. Andererseits legte das Institut mit 1,2 Milliarden Dollar rund ein Drittel mehr für drohende Kreditausfälle zur Seite als im Vorjahreszeitraum. Vor Steuern sank der Gewinn daher von 8,3 Milliarden auf 8,1 Milliarden Dollar. Die geringere Steuerlast machte den Rückgang unter dem Strich aber mehr als wett./stw/zb/he
Quelle: dpa-Afx