WIESBADEN (dpa-AFX) - Drohende Kreditausfälle durch die Corona-Krise halten die Aareal Bank
Der Kurs der Aareal-Aktie sackte am Donnerstagmorgen vorübergehend um rund 10 Prozent ab. Zuletzt lag das Papier noch mit 2,2 Prozent im Minus bei 18,51 Euro, gehörte damit aber immer noch zu den schwächeren Titeln im MDax
Im zweiten Quartal zehrte die Corona-Krise erneut deutlich am Gewinn des Instituts, das sein Geschäft vor allem mit der Finanzierung von Gewerbeimmobilien erzielt. In dem Zeitraum stockte das Management die Risikovorsorge für faule Kredite um 48 Millionen Euro auf. Weil sie sich außerdem von gefährdeten Krediten in Italien trennte, blieb für die Aktionäre unter dem Strich nur ein Gewinn von 5 Millionen Euro - 86 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Betriebsgewinn sackte von 61 Millionen auf 2 Millionen Euro nach unten, wie die Bank am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
Insgesamt hat das Institut seit dem Jahreswechsel bereits 106 Millionen Euro für drohende Kreditausfälle zurückgelegt, fast viermal so viel wie ein Jahr zuvor. Der Betriebsgewinn brach deshalb um 89 Prozent auf 13 Millionen Euro ein.
Die Bank muss in der Krise vor allem um Darlehen fürchten, mit denen Hotels und Einzelhandelsimmobilien finanziert wurden. Denn die Corona-Krise hat diese Branchen besonders stark getroffen. Tourismus und Geschäftsreisen sind stark eingebrochen. Kaufhäusern und Modeketten ging wegen der wochenlangen Schließung das Geld aus. Jetzt schließen sie im großen Stil Filialen.
Die Aareal Bank ist nach eigenen Angaben mit 8,7 Milliarden Euro bei der Finanzierung von Hotels engagiert. Das Geld steckt vor allem in Vier- und Fünf-Sterne-Häusern in Stadtzentren, über 90 Prozent davon gehören laut Merkens zu großen internationalen Hotelketten. Bisher seien Kredite für Hotelgebäude im Umfang von 178 Millionen Euro ausgefallen, hieß es.
Der Vorstand erwartet, dass sich die Nachfrage nach Urlaubsreisen zuerst von der Krise erholt. Erst danach dürften ihm zufolge Geschäftsreisen wieder zulegen, anschließend Tagungshotels und Konferenzzentren - und zuletzt Messe- und Flughafenhotels.
Auch bei der Finanzierung von Handelsimmobilien musste die Aareal Bank Einbußen hinnehmen. Der Kreditbestand in diesem Bereich liegt den Angaben zufolge bei 5,9 Milliarden Euro, davon jeweils 1,1 Milliarden in Großbritannien und den USA. Beide Länder sind von der Pandemie besonders stark betroffen. Laut Merkens musste die Bank im Handelsbereich bisher Forderungen von 369 Millionen Euro abschreiben.
Merkens sieht die Bank allerdings gut für die drohenden Verwerfungen gerüstet. "Wir kommen bisher vergleichsweise gut durch die Krise", sagte er. So habe sich das Institut von weiteren ausfallgefährdeten Krediten in Italien getrennt und seine Risiken auf diese Weise verringert. Zugleich habe das Neugeschäft in der Immobilienfinanzierung nach den Lockdown-Monaten April und Mai wieder angezogen.
Im ersten Halbjahr erzielte die Bank ein Neugeschäft von 2,7 Milliarden Euro - eine halbe Milliarde weniger als ein Jahr zuvor. Der Vorstand geht davon aus, dass die Bank ihr Kreditvolumen in diesem Jahr in die obere Hälfte der Zielspanne von 26 bis 28 Milliarden Euro ausweiten kann.
Auf eine Dividende müssen die Aktionäre aber weiter warten. Die Bank folgt der jüngsten Empfehlung der Europäischen Zentralbank, ihre Dividendenzahlungen bis Januar 2021 auszusetzen.
Unterdessen treibt der Vorstand den geplanten Teilverkauf der IT-Tochter Aareon voran. Es gebe ein hohes Interesse seitens möglicher Käufer, sagte Merkens. Aareon bietet Services für Firmen aus der Immobilienbranche an, die durch die Unterstützung des Datendienstleisters Gebäude und technische Anlagen einfacher verwalten können sollen. Die Aareal Bank hatte im Mai angekündigt, mit ausgewählten, langfristig orientierten Finanzinvestoren über eine signifikante Minderheitsbeteiligung an der Tochtergesellschaft zu sprechen./stw/men/jha/
Quelle: dpa-Afx