LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties zeigt sich aufgrund einer starken Nachfrage nach Wohnungen auch für das laufende Jahr zuversichtlich. Das operative Ergebnis (FFO I) soll 2022 auf 188 bis 197 Millionen Euro steigen, wie das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. 2021 legte das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf 186 Millionen Euro zu. Die Nettomieteinnahmen stiegen um ein Prozent auf 375 Millionen Euro. Der Großteil des Plus stammt aus Mietsteigerungen, der Rest aus der Reduzierung von Leerständen. Unter dem Strich blieb 2021 mit rund 617 Millionen Euro gut ein Drittel mehr Gewinn übrig. Das lag vor allem an einer deutlich höheren Bewertung des Immobilienbestands. Die Dividende für das vergangene Jahr soll 83 Cent je Aktie betragen - für 2022 peilt das Unternehmen eine Gewinnbeteiligung von 85 bis 89 Cent je Anteil an.

Die Aktie gehörte im Nachmittagshandel trotzdem zu den wenigen Verlierern im Index. Nach Einschätzung von Analyst Jonathan Kownator US-Investmentbank Goldman Sachs hat der Immobilienkonzern weitgehend wie erwartet abgeschnitten, teilweise sogar etwas besser. Das operative Ergebnisziel für 2022 liege zugleich leicht unter den Erwartungen, was die aktuelle Kursentwicklung dämpfen dürfte. Analyst Charles Boissier von der Schweizer Großbank UBS wies darauf hin, dass der Leerstand an Wohnimmobilien in Deutschland 2021 ein historisches Tief erreicht habe. Dies sei auf einen Mangel an Angeboten zurückzuführen. Die Ziele des Managements für 2022 entsprächen seinen Erwartungen.

Unter dessen sorgt sich das Unternehmen derzeit kaum wegen der steigenden Material- und Energiekosten. Die Materialkosten beeinflussten den Immobilienkonzern nicht so stark wie Firmen, die im Neubau tätig seien, wo viel Holz, Stahl und Beton gebraucht werde, sagte der Verwaltungsratschef Christian Windfuhr der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Grand City Properties renoviere überwiegend Wohnungen und habe nur kleinere Baustellen. Zudem werde der größte Teil der Energiekosten an die Mieter weitergereicht. Belastend wirkten sich aber steigende Löhne im eigenen Konzern aus sowie in Unternehmen, von denen das Unternehmen Dienstleistungen einkaufe.

Auch steigende Zinsen bereiten dem Manager kein Kopfzerbrechen. "Wir sind bezüglich steigender Zinsen geschützt, da 97 Prozent unserer Darlehen festverzinslich sind", erläuterte er. In den nächsten sechs Jahren sei Grand City Properties von Zinsveränderungen nur betroffen, wenn der Konzern neues Geld am Markt aufnehmen werde. Was sich aber bei steigenden Zinsen verändern dürfte, sei die Bewertung von Immobilien. Wie sich das auswirke, könne er aber erst sagen, wenn es so weit sei.

Anders als etwa beim Konkurrenten Vonovia spielt für Grand City Properties das Projektentwicklungsgeschäft kaum eine Rolle. "Es zieht sich über mehrere Jahre hin und in der Zeit kann es zu negativen Überraschungen kommen" erläuterte Windfuhr. Allerdings mache das Unternehmen ein ganz kleines Projektgeschäft in Berlin. Auf einem eigenen Grund sei der Konzern gerade dabei, 450 Wohnungen zu bauen. "Wir glauben, dass wir mit diesen Wohnungen eine vier- bis fünfprozentige Rendite bekommen werden", fügte Windfuhr hinzu.

Wachsen will Grand City Properties auch weiter über Zukäufe. "Es finden momentan viele Immobilientransaktionen statt, die für uns allerdings nicht so relevant sind", sagte Windfuhr. Denn das Unternehmen wolle bei Zukäufen ein Potenzial für Wertsteigerungen sehen. Im Augenblick sei das meiste am Markt, was zur Verfügung stehe, voll eingepreist. Man finde aber kleine Zukäufe, die ein Wertpotenzial hätten. Grand City Properties habe seit Jahresbeginn Immobilien in Berlin für etwa 100 Millionen Euro gekauft, sagte der. Verwaltungsratchef. Das Portfolio des Konkurrenten Adler Group habe sich das Unternehmen auch angeschaut. "Was für uns interessant war, war aus unserer Sicht zu teuer", sagte er. Deshalb habe der Konzern aus dem Portfolio nichts gekauft.

2021 erwarb Grand City Properties Immobilien im Volumen von rund 700 Millionen Euro, unter anderem in der britischen Hauptstadt London, Berlin, Dresden und München. Im Gegenzug verkaufte das Unternehmen vor allem in Halle, Gera, Plauen und Görlitz Immobilien im Volumen von rund 360 Millionen Euro.

Grand City Properties ist insbesondere in dicht besiedelten Gebieten Deutschlands aktiv, so etwa in Berlin, Nordrhein-Westfalen, in der Region Halle-Leipzig-Dresden sowie im Rhein-Main-Gebiet. Zudem ist Grand City Properties unter anderem auch in Metropolen wie London und München vertreten. Größter Aktionär ist der Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown, der rund 46 Prozent am Unternehmen hält./mne/nas/jha/

Quelle: dpa-Afx