NYON (dpa-AFX) - Die Europäische Fußball-Union UEFA hat einen wichtigen Etappensieg im Kampf gegen eine Super League gefeiert. Ein Gutachten des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) stärkt die Position des Kontinentalverbands, dem milliardenschweren Projekt der abtrünnigen Clubs um Real Madrid als Konkurrenz zur Champions League droht damit das endgültige Aus.
EuGH-Generalanwalt Athanasios Rantos vertrat in seinem Schlussantrag am Donnerstag in Luxemburg zwar die Einschätzung, dass die Super League ihren eigenen Wettbewerb starten dürfe. Die Organisatoren könnten aber nicht mehr parallel an den Wettbewerben des Weltverbands FIFA und der UEFA ohne deren Erlaubnis teilnehmen. Die Regeln der internationalen Verbände verstoßen demnach nicht gegen das Wettbewerbsrecht der Europäischen Union. Das Gutachten des Generalanwalts ist rechtlich nicht bindend, oft folgen die Richter seiner Ansicht aber. Mit einem Urteil wird in einigen Monaten gerechnet.
Dem Gutachten zufolge dürfen auch nationale Ligen Sanktionen androhen, sollten sich Vereine an einem Projekt beteiligen, das "die legitimen Ziele beeinträchtigen könnte, die von diesen Verbänden verfolgt werden, deren Mitglieder sie sind." Heißt: Clubs dürften aus den nationalen Ligen rausgeworfen werden, wenn sie sich der Super League anschließen. Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte bereits in der Vergangenheit mit "Konsequenzen" für Super-League-Teilnehmer gedroht.
Dies sei ein "ermutigender Schritt" auf dem Weg, die bestehende "dynamische und demokratische" Struktur zu erhalten, teilte die UEFA mit. "Die Meinung stärkt die zentrale Rolle der Verbände beim Schutz des Sports, dem Bewahren fundamentaler Prinzipien von sportlichen Erfolgen und dem offenen Zugang für ihre Mitglieder."
Auch die Europäische Club-Vereinigung ECA nahm das Gutachten positiv auf. Der Verbund von knapp 250 Vereinen bekräftigte in einer Mitteilung seine "starke Opposition" gegen die wenigen, die den europäischen Clubfußball stören und deren Werte untergraben wollen würden.
Der Generalanwalt schränkte allerdings ein, dass Sanktionen den Vereinen, die sich außerhalb von FIFA und UEFA bewegen möchten, nicht unverhältnismäßig schaden dürften. Zu scharfe Sanktionen könnten einem "potenziellen Wettbewerber den Zugang zum Markt der Veranstaltung von Fußballwettbewerben in Europa" unmöglich machen.
Das Super-League-Projekt mit Real Madrid, dem FC Barcelona und Juventus Turin an der Spitze war in seiner Ursprungsform im April 2021 gescheitert. Die UEFA hatte massiven Widerstand geleistet. Von den zunächst zwölf Top-Clubs, die eine Abspaltung angestrebt hatten, zogen sich neun innerhalb weniger Stunden wieder zurück. Deutsche Clubs gehörten nicht zu den Gründungsmitgliedern und hatten auch anschließend ihre Ablehnung mehrfach betont.
Die European Super League Company hatte daher Klage gegen die Europäische Fußball-Union UEFA und den Weltverband FIFA bei einem Gericht in Madrid eingereicht, das wiederum den EuGH angerufen hatte. Das Urteil des EuGHs wird bindend sein, aber über die Klage entscheidet am Ende der spanische Gerichtshof. Dieser muss dabei aber die Antworten des EuGHs berücksichtigen.
Konkret geht es um den Vorwurf, die UEFA und die FIFA handelten wie ein Kartell, weil sie sich der Gründung der European Super League widersetzt hätten. Das spanische Gericht hatte den EuGH gebeten, EU-Recht für das Verfahren auszulegen. Dabei geht es um Details etwa zur Arbeitnehmerfreizügigkeit, Niederlassungsfreiheit, zum freien Dienstleistungs- und freien Kapitalverkehr.
Zuletzt hatten Top-Funktionäre des europäischen Fußballs ihre Ablehnung bei einem Treffen mit den Super-League-Machern vor gut einem Monat unterstrichen. Daran hatten auch die damalige DFL-Chefin Donata Hopfen, der frühere Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sowie dessen Nachfolger Oliver Kahn und BVB-Chef Hans-Joachim Watzke teilgenommen./lü/DP/jha
Quelle: dpa-Afx