PLANEGG (dpa-AFX) - Hohe Lizenzeinnahmen haben dem Biotechnologieunternehmen Morphosys im vergangenen Quartal überraschend viel Umsatz beschert. Der Antikörperspezialist konnte so seinen Betriebsverlust deutlich senken, obwohl erneut hohe Kosten etwa für Forschung und Entwicklung anfielen. Die Quartals-Zahlen stützten am Donnerstagmorgen die zuletzt arg gebeutelte Aktie.

Im frühen Handel kletterte das Papier um mehr als drei Prozent und notierte damit unter den Favoriten im Kleinwerteindex SDax . Gleichwohl ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, war doch der Kurs nach einer weiteren missglückten Studie zum Alzheimer-Mittel Gantenerumab am Montag um rund 30 Prozent eingebrochen. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit 55 Prozent an Wert eingebüßt.

Morphosys bleibe nach dem Alzheimer-Flop "totes Kapital", resümierte ein Händler. Laut dem Analysten James Gordon von der US-Bank JPMorgan erscheinen zudem die Markterwartungen für das vierte Quartal noch zu hoch, und auch für das kommende Jahr müssten sie wohl sinken.

Der Umsatz bei Morphosys kletterte in den drei Monaten bis Ende September mit 95,8 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte, wie die Firma am späten Mittwochabend in Planegg bei München mitgeteilt hatte. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Dabei profitierte der Konzern erheblich von Einnahmen aus einem Lizenz-Vertrag mit dem US-Konzern Human Immunology Biosciences.

Morphosys' wichtigstes Medikament Monjuvi spülte - wie bereits seit Oktober bekannt - im vergangenen Quartal in den USA 22,2 Millionen Dollar in die Kassen. Umgerechnet in Euro hätten die Monjuvi-Produktverkäufe bei 21,9 Millionen Euro gelegen, hieß es. Weil die Krebstherapie inzwischen verstärkt Konkurrenz bekommt, hatte der Vorstand im Oktober seine Ziele für das Mittel ein zweites Mal gesenkt.

Der operative Verlust kam im Berichtszeitraum bei 29,3 Millionen Euro heraus, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 82,4 Millionen Euro angefallen war. Unter dem Strich rutschte Morphosys mit minus 122,9 (Vorjahr: minus 112,8) Millionen Euro jedoch noch tiefer in die roten Zahlen. Dies war unter anderem einem niedrigeren Steuerertrag als im Vorjahr geschuldet. Auch gab es infolge des Dollar-Anstiegs größere negative buchhalterische Effekte durch die Neubewertung von Verbindlichkeiten.

Mit den Studien am Alzheimer-Mittel Gantenerumab war der Schweizer Lizenzpartner Roche auch in einem zweiten Anlauf gescheitert. Die Therapie, die auf einem Antikörper von Morphosys basiert, hatte nicht wie erhofft zu einer Verlangsamung der Krankheit geführt. Und auch die sogenannten Beta-Amyloide, die für Alzheimer typischen Ablagerungen im Hirn, wurden weniger stark abgebaut als erwartet.

Damit zerschlagen sich für den SDax-Konzern große Hoffnungen, denn das Mittel sollte Tantiemen bringen, die Morphosys gut gebrauchen kann. Aktuell nimmt der Konzern zwar Geld aus einem Schuppenflechtemittel vom US-Konzern Johnson & Johnson ein; dieses muss Morphosys aber komplett an das US-Unternehmen Royalty Pharma weiterleiten, das den Bayern im vergangenen Jahr die teure Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals finanziert hatte.

Hoffnungen auf weitere Tantiemen sind inzwischen auch beim Rheumamedikament Otilimab von GlaxoSmithKline zerplatzt, da die Briten nach durchwachsenen Forschungsergebnissen keinen Zulassungsantrag planen.

Damit steigt der Erfolgsdruck auf das SDax-Unternehmen, mit eigenen Medikamenten zu punkten. Aktuell ist die Blutkrebstherapie Monjuvi noch das einzige Mittel überhaupt mit einer Marktzulassung. Studien auch für andere Einsatzgebiete mit Monjuvi laufen und verschlingen viel Geld.

Auch der zweite große Hoffnungsträger, der Krebsmedikament Pelabresib befindet sich noch im Forschungsstadium. Für seine wichtige zulassungsrelevante Studie der Phase III rekrutiert Morphosys derzeit Patienten - hierbei macht die Firma nach eigenen Angaben weiter Fortschritte.

Weitere Daten zu Pelabresib sollen im Dezember auf einem Kongress von Fachmedizinern in den USA präsentiert werden, sie untermauern nach Einschätzung des Unternehmens das große Potenzial der Therapie gegen den seltenen Knochenmarkkrebs Myelofibrose. Morphosys kalkuliert bisher damit, 2025 auch Pelabresib am Markt zu haben. Auf dieser Basis will das Unternehmen dann ein Jahr später wieder profitabel sein./tav/mne/he/ngu/mis

Quelle: dpa-Afx