HANNOVER (dpa-AFX) - Der Rückversicherer Hannover Rück
Am Morgen stieg ihr Kurs zunächst um gut anderthalb Prozent, drehte dann aber um bis zu ein Prozent ins Minus. Am frühen Nachmittag lag das Papier mit 181 Euro fast wieder auf dem Niveau vom Vorabend, gehörte damit aber zu den schwächsten Titeln im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund zwei Prozent eingebüßt. Analysten äußerten sich am Donnerstag überwiegend positiv zu den Ergebnissen der Vertragserneuerung. Vor allem die starken Preiserhöhungen kamen gut an. Allerdings bemängelten einige Experten das etwas schwache Prämienvolumen.
Bei der Erneuerungsrunde zum 1. Januar verhandeln die großen Rückversicherer wie Munich Re
Wegen gestiegener Schäden und der hohen Inflation verlangte die Hannover Rück wie andere Rückversicherer von den Erstversicherern diesmal höhere Prämien. Damit konnte sie sich vor allem im sogenannten nicht-proportionalen Geschäft durchsetzen, in dem sie zum Beispiel erst ab einer bestimmten Schadenhöhe für einen Erstversicherer in die Bresche springt. Hier belief sich der risikobereinigte Preisanstieg den Angaben zufolge auf 20,7 Prozent.
Anders im proportionalen Geschäft, in dem Rückversicherer von Erstversicherern von Anfang an einen Teil der Risiken übernehmen und dafür einen entsprechenden Anteil der Prämien erhalten: Hier konnte der Konzern risikobereinigt nur 3,4 Prozent höhere Preise durchsetzen. Entsprechend fuhr er sein Geschäft hier um knapp neun Prozent zurück und weitete es im Gegenzug im nicht-proportionalen Geschäft um mehr als 21 Prozent aus.
"Wir mussten einige bewusste Entscheidungen zur Steuerung unseres Portefeuilles treffen, um auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren", sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz. Er verspricht sich davon einen rentableren Vertragsbestand.
Besonders stark verteuerte sich der Rückversicherungsschutz rund um Gefahren durch Naturkatastrophen. Hier setzte die Hannover Rück nach eigenen Angaben risikobereinigt im Schnitt rund 30 Prozent höhere Preise durch und baute ihr Geschäftsvolumen im gleichen Maß aus. Preise und Konditionen hätten sich aufgrund der zuletzt hohen Schäden teilweise so deutlich verbessert wie seit Jahrzehnten nicht mehr, hieß es.
Der Rückversicherer verwies dabei auf die verheerenden Wirbelstürme wie Hurrikan "Ian" und Hurrikan "Fiona" in Nordamerika. Der Kontinent war auch wegen extremer Kältewellen, Gewitterfronten und Tornados der Schwerpunkt der Naturkatastrophenschäden des vergangenen Jahres. Bei der Vertragserneuerung setzte die Hannover Rück den Angaben zufolge auch jenseits von Naturkatastrophendeckungen "teilweise signifikante Preissteigerungen" durch. Erstversicherer hätten in diesem Zuge teils auch ihre Selbstbehalte erhöht, hieß es.
Im vergangenen Jahr erzielte die Hannover Rück gemäß vorläufigen Zahlen mit gut 1,4 Milliarden Euro den höchsten Gewinn ihrer Geschichte, wie sie bereits vergangene Woche mitgeteilt hatte. Dabei machte sie hohe Katastrophenschäden durch Hurrikan "Ian" und die Überschwemmungen in Australien mehr als wett. Für das laufende Jahr peilt Vorstandschef Henchoz einen Gewinn von mindestens 1,7 Milliarden Euro an. Dieser Wert ist aber nicht ohne Weiteres mit den Gewinnen der Vorjahre vergleichbar, weil die Hannover Rück ihre Zahlen wie andere große Versicherer ab 2023 nach dem neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17 errechnet.
Seine endgültigen Jahresabschluss für 2022 will der Konzern am 9. März veröffentlichen. Analysten erwarten, dass die Hannover Rück neben der Regeldividende auch wieder eine Sonderdividende zahlt und die Ausschüttung insgesamt anhebt. Für das Jahr 2021 hatte der Rückversicherer je Anteilsschein 5,75 Euro ausgeschüttet./stw/mne/mis
Quelle: dpa-Afx