HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück
An der Börse wurden die Nachrichten eher positiv aufgenommen. Nach anfänglichen Kursverlusten legte die Hannover-Rück-Aktie bis zum frühen Nachmittag um rund zwei Prozent auf 144,45 Euro zu und gehörte damit zu den stärkeren Titeln im Dax. Damit wurde das Papier noch knapp 14 Prozent billiger gelandet als zum Jahreswechsel. Analysten zeigten sich von den Quartalszahlen positiv überrascht.
So verdiente die Hannover Rück im zweiten Quartal 385 Millionen Euro und damit knapp sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nach den ersten sechs Monaten steht damit ein Überschuss von 649 Millionen Euro in den Büchern und damit immer noch drei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. So musste die Hannover Rück nachträglich Schäden von 130 Millionen Euro infolge der Dürre in Brasilien aus dem vergangenen Jahr begleichen.
Vor allem aber legte der Rückversicherer im ersten Halbjahr insgesamt 316 Millionen Euro für drohende Versicherungsschäden infolge des Ukraine-Kriegs zurück. Diese Summe basiere fast vollständig auf Schätzungen, erklärte Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir haben unverändert nur wenig konkrete Schadenmeldungen." Betroffen seien etwa die Transportversicherung sowie Verträge über politische und Kriegsrisiken. "Wir gehen davon aus, dass wir hier mit Sachschäden rechnen müssen."
Andererseits wirkte sich der Rückgang der Corona-Todesfälle in der Lebens- und Kranken-Sparte positiv auf den Gewinn aus. Wegen der vielen Pandemieopfer in den USA und Südafrika hatte die Hannover Rück im vergangenen Jahr hohe Summen in der Mortalitätsrückversicherung bezahlen müssen. Auch 2022 waren die Belastungen noch gut zu erkennen: Mit 72 Millionen Euro fielen sie im zweiten Quartal aber schon deutlich geringer aus als im ersten Jahresviertel.
Wie in anderen Bereichen verfolgt die Hannover Rück auch hier eine Strategie des begrenzten Risikos. So hatte sie Extremsterblichkeitsrisiken seit einigen Jahren immer wieder an Kapitalanleger am Finanzmarkt ausgelagert. Von ihrer gesamten Corona-Belastung des ersten Halbjahrs in Höhe von 194 Millionen Euro bekam die Hannover Rück auf diese Weise 88 Millionen wieder zurück.
Unterdessen schlug der Rückversicherer im zweiten Quartal alle verbliebenen Aktien aus seinem Anlagebestand mit einem Gewinn von 95 Millionen Euro los, was die Gewinne aus Kapitalanlagen überraschend stark nach oben trieb. Auch deshalb rechnet Henchoz für 2022 jetzt mit einer Kapitalanlage-Rendite von mehr als 2,5 statt mindestens 2,3 Prozent.
Zudem baut der Konzern sein Geschäft noch kräftig aus als bisher geplant. So sollen die Bruttoprämieneinnahmen in diesem Jahr währungsbereinigt statt um mehr als 5 Prozent jetzt um mehr als 7,5 Prozent wachsen. Im ersten wie auch im zweiten Quartal steigerte die Hannover Rück ihre Prämieneinnahmen um rund ein Fünftel. Bereinigt um Währungskurse legten sie im ersten Halbjahr um 13 Prozent zu. Allerdings dürften die Zuwächse im zweiten Halbjahr deutlich geringer ausfallen, erklärte Finanzvorstand Jungsthöfel.
Künftig will die Hannover Rück noch stärker auf den asiatischen Markt setzen und holt dafür Sharon Ooi von der Schweizer Konkurrentin Swiss Re in den Vorstand. Die Managerin soll den neu geschaffenen Vorstandsposten im Januar 2023 antreten und für die Hannover Rück vor allem von Hongkong aus den Ausbau der Schaden-Rückversicherung in der Region Asien-Pazifik leiten./stw/nas/men
Quelle: dpa-Afx