LUXEMBURG/NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der kriselnde Softwareanbieter Suse
Zunächst war der Kurs bis Anfang 2022 auch geklettert und hatte mit 43,60 Euro ein Rekordhoch erreicht, in der Folge ging es aber immer weiter bergab.
An diesem Freitag legte die Aktie dank des Übernahmeangebots im frühen Handel um fast 60 Prozent auf 15,21 Euro zu. Analyst Charles Brennan von der US-Investmentbank Jefferies schrieb, das Unternehmen beuge sich dem Unvermeidlichen. Die Aktionärsstruktur sei zunehmend zum Hindernis für eine Investition in die Aktie geworden.
Der Finanzinvestor EQT Private Equity will im Rahmen eines öffentlichen Übernahmeangebots die ihm noch nicht gehörenden 20,9 Prozent der Anteilscheine kaufen. Der Angebotspreis beinhaltet eine von Suse an alle Aktionäre zu zahlende Interimsdividende. Diese dient der Finanzierung des Angebots und hängt daher von der Anzahl der angedienten Papiere ab. In bar sollen die Aktionäre aber in Summe jeweils 16 Euro pro Aktie bekommen.
Anschließend will EQT das Unternehmen von der Börse nehmen, mit dem "Ziel, dass sich Suse ohne den kurzfristigen Ergebnisdruck des Kapitalmarktes vollständig auf die Umsetzung einer Strategie der langfristigen Wertsteigerung fokussieren kann". Eine Mindestannahmeschwelle nannte Suse nicht.
Anleger hätten auch die Möglichkeit, in dem künftig nicht mehr gelisteten Unternehmen investiert zu bleiben. Jefferies-Experte Brennan schrieb, an Liquidität interessierte Anleger dürften ihre Anteile eher andienen. Den Abschluss des Übernahmeverfahrens erwartet EQT dabei in der ersten Oktoberhälfte. Danach soll Suse mit einer nicht notierten Gesellschaft verschmolzen werden.
Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens unterstützten den Abgang von der Börse, hieß es. "Mich überzeugen die strategischen Möglichkeiten, die sich für uns als privates Unternehmen ergeben werden", sagte der neue Vorstandschef Dirk-Peter van Leeuwen. "Dies wird uns den nötigen Spielraum geben, um das Geschäft weiter auszubauen und unsere Strategie mit dem neuen Managementteam umzusetzen."
Suse geriet schon im Vorjahr in schwieriges Fahrwasser, als der Konzern eine maue Nachfrage zu spüren bekam, weil Kunden mit Kaufentscheidungen zögerten. Die Wachstumspläne konnte das Unternehmen nicht erfüllen, Anfang dieses Jahres kappte das Management auch die Mittelfristziele. Nur kurz schaffte es das Unternehmen auf Quartalsbasis in die schwarzen Zahlen. Im März räumte Chefin Melissa Di Donato das Feld, im Juni auch Finanzvorstand Andy Myers.
Suse macht sein Geschäft vor allem mit angepassten Versionen des Open-Source-Betriebssystems Linux in Firmen und Rechenzentren. Das Unternehmen verdient unter anderem über den Support der Anwendungen.
Die neuere, sogenannte Emerging-Sparte beschäftigen sich vor allem mit Technologien rund um Cloudanwendungen. Dazu hatte Suse die Firma Rancher übernommen.
Suse hat seinen operativen Hauptsitz in Nürnberg, rechtlich ist der Konzern in Luxemburg beheimatet. Der Konzern beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeitende./men/ngu
Quelle: dpa-Afx