BERLIN (dpa-AFX) - Der Kochboxenversender Hellofresh
Richter will unter anderem erneut rund 5000 neue Arbeitsplätze bei Hellofresh schaffen, wie er in einer Telefonkonferenz sagte. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben die Zahl der Stellen um dieselbe Anzahle erhöht - vor allem im Bereich Technologie und Software sucht Hellofresh Fachkräfte. Der Konzern beschäftigt derzeit etwas mehr als 21 000 Mitarbeiter.
Darüber hinaus sollen weitere Produktionsstätten aufgebaut werden, um der hohen Nachfrage nach Kochboxen gerecht zu werden. Richter stellte in den Raum, bis Jahresende mehr als 40 solcher Fabriken haben zu wollen. Neben den bekannten Boxen will der Unternehmer aber auch stärker das Thema um verzehrfertige Gerichte angehen. In den Vereinigten Staaten hatte Hellofresh den Produzenten Factor übernommen und damit sein Produktportfolio erweitert.
In Sachen Japan gab sich Richter hingegen bedeckt. Sechs bis zwölf Monate wolle sich das Management Zeit nehmen, um herauszufinden, welche Produkte und Marken in Japan funktionieren. Erst danach wolle das Unternehmen schauen, ob der Markt für Hellofresh-Kochboxen geeignet sei. "Es ist auf jeden Fall unser Plan, dass wir mehr über die asiatischen Märkte lernen wollen und wie unsere Produkte dort ankommen."
Im Idealfall könnte sich Richter vorstellen, in zwei bis drei Jahren dann in weitere Länder in Asien zu expandieren. Japan als Experiment, weil Hellofresh damit im November Neuland betreten hat: Bislang bieten die Berliner ihre Produkte nur in Europa und den USA an.
2022 solle unterdessen der währungsbereinigte Erlös um 20 bis 26 Prozent steigen, teilte der Dax-Konzern
Der Vorstand kann sich neben einer Steigerung des Betriebsergebnisses also auch einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2021 vorstellen. Von Bloomberg befragte Experten rechnen bislang mit einem operativen Ergebnis von rund 540 Millionen Euro, also dem Mittelwert der Spanne. Auch hier bekräftigte Hellofresh die Aussagen vom Kapitalmarkttag im Dezember.
Jefferies-Analyst Sebastian Patulea bezeichnete in einer ersten Reaktion den bekräftigten Ausblick des Kochboxversenders als "besonders wichtig". Die Pessimisten am Markt hätten hier Risiken ausgemacht angesichts hoher Vergleichswerte vom Vorjahr und einer Entspannung der Corona-Lage. Das Unternehmen habe nun aber "geliefert".
2021 stieg der Umsatz um etwas mehr als 60 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber Ebitda) legte um rund vier Prozent auf 528 Millionen Euro zu. Analysten hatten beim operativen Ergebnis mit ein wenig mehr gerechnet, der Umsatz fiel hingegen erwartungsgemäß aus. Die Jahreszahlen zeugten von einer starken Dynamik, schrieb etwa die Deutsche-Bank-Expertin Nizla Naizer.
Unter dem Strich reduzierte sich der Gewinn um 30 Prozent auf 256 Millionen Euro. Im Gegensatz zu anderen jungen Unternehmen gilt Hellofresh als eines der wenigen, das seit Jahren profitabel arbeitet. Im ersten Corona-Jahr 2020 hatte der Konzern maßgeblich davon profitiert, dass Restaurants geschlossen blieben und Menschen aufgrund von Ausgehbeschränkungen deutlich mehr Zeit zu Hause verbrachten. 2021 hatte die Gastronomie hingegen weitgehend geöffnet./ngu/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx