BERLIN (dpa-AFX) - Der Kochboxenversender Hellofresh
Der um Sondereffekte wie Vergütungen für Aktienoptionsprogramme bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel um rund ein Drittel auf 66 Millionen Euro. Experten hatten damit gerechnet, dass der operative Gewinn bis auf rund 40 Millionen Euro absackt. Der Umsatz stieg erwartungsgemäß um rund fünf Prozent auf den Rekord-Quartalswert von etwas mehr als zwei Milliarden Euro - bereinigt um Währungseffekte habe das Plus 3,3 Prozent betragen.
Konzernchef Dominik Richter hatte bereits vor einem Monat gesagt, dass das Wachstum der Monate Januar bis März nicht zweistellig ausfallen werde. Der Manager zeigte sich aber angesichts des breit aufgestellten Länderportfolios überzeugt, für zukünftiges Wachstum gut aufgestellt zu sein.
Zuletzt ging es auch ohne Positiv-Effekten wie Lockdowns und geschlossenen Restaurants bei der Kundenentwicklung deutlich bergauf für Hellofresh. Das Unternehmen zählt mittlerweile 8,11 Millionen Kunden und damit eine Million mehr als noch im Abschlussquartal 2022. Die Zahl der Bestellungen stieg um rund zwölf Prozent auf fast 33 Millionen.
Vor einem Jahr waren es noch etwas mehr als 8,5 Millionen Kunden. Die Zahl der Bestellungen hatte damals knapp 34,6 Millionen betragen. Zu den aktiven Kunden zählen alle, die mindestens eine Kochbox innerhalb der letzten drei Monate bestellt haben, egal ob zum vollen oder reduzierten Preis oder gar kostenfrei.
Unter dem Strich rutschte das Unternehmen unter anderem wegen höherer Aufwendungen für variable Vergütungen in Form von Aktienprogrammen und Bewertungseffekten auf Währungsbestände nun mit fast 34 Millionen Euro in die roten Zahlen. Das sorgte am Aktienmarkt aber nicht für schlechte Stimmung.
Die Hellofresh-Anteile setzten ihre jüngste Erholung fort, wenn auch am Mittag nicht mehr mit der Dynamik wie noch in den ersten Handelsstunden. Im frühen Handel hatte der Kurs bis zu neun Prozent auf 27,57 Euro zugelegt und war damit auf den höchsten Stand seit November 2022 geklettert.
Das Niveau konnte die Aktie nicht ganz halten, lag aber am frühen Nachmittag immer noch mit einem Plus von fünf Prozent mit an der MDax-Spitze. Seit dem Mehrjahrestief von rund 15 Euro im März hat sich der Kurs inzwischen wieder deutlich erholt. Das Kursplus summiert sich auf rund 75 Prozent.
Vom Rekordhoch von knapp 100 Euro im November 2021, also zum Zeitpunkt des Höhepunkts der Corona-Pandemie, ist der Kurs allerdings meilenweit entfernt. Dank der Rally wurde die Aktie im Herbst 2021 bei der Erweiterung des Dax auf 40 Wert in den deutschen Leitindex aufgenommen. Ein Jahr später musste das Papier den Dax allerdings wieder verlassen.
Ein Grund für den Kursrutsch auf das Mehrjahrestief im März war der zu diesem Zeitpunkt gegebene Ausblick. Diesen hatten Experten damals als enttäuschend eingestuft. Hellofresh rechnet 2023 mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von zwei bis zehn Prozent. 2022 hatte das Unternehmen seinen Erlös um knapp 27 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro gesteigert. Bereinigt um die Umrechnungseffekte wegen des im Jahresverlauf schwachen Euro geringer.
Größter Treiber beim Umsatzplus sollen dieses Jahr verzehrfertige Mahlzeiten im Segment Nordamerika sein, in dem Hellofresh von 2023 an die Geschäfte in Kanada und in den USA bündelt. Pessimistischer ist der Vorstand allerdings beim operativen Gewinn: Bereinigt um Sondereffekte dürften operativ 460 bis 540 Millionen Euro vom Umsatz übrig bleiben. Das Unternehmen hält damit einen weiteren Rückgang für möglich.
Bis 2025 soll der Erlös auf zehn Milliarden Euro klettern - zehn Prozent, also umgerechnet rund eine Milliarde Euro sollen dann als operatives Ergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung stehen./zb/lew/mis
Quelle: dpa-Afx