HANNOVER/MAGDEBURG (dpa-AFX) - Die IG Metall hat kurz vor dem Start der Tarifverhandlungen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ihre Forderung nach mehr Geld und gleichzeitiger Jobsicherung für die Beschäftigten bekräftigt. Gerade angesichts des Wirtschaftseinbruchs in der Corona-Krise müssten die Mitarbeiter ein faires Plus bekommen. "Die Konsumnachfrage muss gestärkt werden, sie ist jetzt ein entscheidender Pfeiler für Wachstum", sagte der Chef des Gewerkschaftsbezirks, Thorsten Gröger, am Montag in Hannover.
Für Niedersachsen beginnen die Verhandlungen am Mittwoch, für Sachsen-Anhalt am Donnerstag. Start der Gespräche für die rund 120 000 Beschäftigten im VW
Der private Konsum sei derzeit entscheidend, um neue Stabilität in der Rezession zu erreichen, meinte Gröger. "Insofern ist es richtig, dass auch über Entgeltsteigerungen geredet wird." Zwar gingen Ökonomen 2021 und 2022 wieder von einer Erholung aus - aber die Anpassung werde Unternehmen und Belegschaften gleichermaßen viel abverlangen. "Kurzarbeit ist eine entscheidende Brücke zur Sicherung von Beschäftigung. Aber die Jobs selbst geraten auch unter Druck."
Eigentlich hätte es bereits im Frühjahr einen Abschluss geben sollen. Doch angesichts der ersten Corona-Welle schlossen Arbeitgeber und IG Metall zunächst einen "Not-Tarifvertrag", bei dem zentrale Punkte ausgeklammert wurden. Die IG Metall will nun sowohl im Flächentarif als auch bei Volkswagen
Beim VW-Haustarif soll sich die Steigerung voll in höheren Löhnen niederschlagen. Hier will die Gewerkschaft zudem mehr Umwandlung in freie Tage ermöglichen, der Kreis der dafür Berechtigten soll nach ihren Vorstellungen auf alle IG-Metall-Mitglieder ausgeweitet werden. Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte dazu erklärt: "Wir als IG-Metall-Betriebsrätinnen und -Betriebsräte wissen, dass Bestimmung über die eigene Zeit für viele Kolleginnen und Kollegen superwichtig ist." VW soll auch mindestens 1400 Lehrstellen pro Jahr anbieten.
Bei einer bundesweiten Umfrage unter einer Viertelmillion Mitgliedern wurde deutlich, dass eine große Mehrheit unabhängig von der Pandemie-Lage auch künftig gern flexibel von zu Hause aus arbeiten würde - jedenfalls dort, wo dies außerhalb der engeren Produktion möglich ist. So gaben 87 Prozent der Teilnehmer an, weiterhin "regelmäßig" im Homeoffice tätig sein zu wollen. Über 67 Prozent erklärten, sie würden die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche begrüßen.
Die Debatte über Zukunftstarifverträge im Branchenwandel hielten mehr als 90 Prozent für wichtig. Etwa zehn Prozent der Befragten bei der Erhebung im Oktober kamen aus niedersächsischen Betrieben.
Der regionale Experte der IG Metall für Strukturpolitik, Thomas Müller, wies auf die schwierige Situation insbesondere kleinerer Zulieferer hin. Viele steckten "in einer Zwickmühle", weil die Branche Milliarden in neue Produkte wie E-Auto-Komponenten oder Vernetzungstechnik stecken müsse, gleichzeitig aber entsprechende Gewinnspannen wegen der noch recht kleinen Stückzahlen gering seien.
Auch die EU-Klimaziele bedeuteten "enorme Anstrengungen finanzieller Art". Der Transformationsfonds mit Kapitalhilfen für Mittelständler sei dringend nötig. Gröger kritisierte Firmen, die trotz Unterstützung Stellen abbauen: "Es kann nicht sein, dass Unternehmen, die staatliche Hilfen in Anspruch nehmen, Beschäftigte entlassen."/jap/DP/eas
Quelle: dpa-Afx