DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Höhere Mieten und jüngste Zukäufe treiben den Immobilienkonzern LEG
LEG hatte bereits am Vorabend die ursprünglich für diesen Freitag geplanten Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht, nachdem das Unternehmen unabsichtlich die Präsentation auf seine Webseite gestellt hatte. Am Aktienmarkt wurde die Quartalsbilanz positiv aufgenommen. Kurz nach Handelsbeginn am Freitag lag die LEG-Aktie rund 0,8 Prozent im Plus. Bereits am Donnerstag zum Handelsschluss im Xetra-Hauptgeschäft gehörten die LEG-Aktien mit einem Aufschlag von mehr als einem Prozent zu den besten Werten im MDax.
Der Gewinn je Aktie und der Wert der Immobilien abzüglich Schulden hätten sowohl seine Prognosen als auch die vom Unternehmen erhobenen Markterwartungen übertroffen, schrieb Analyst Jonathan Kownator von der US-Investmentbank Goldman Sachs in einer Studie. Das operative Geschäft habe sich robust gezeigt.
Das Periodenergebnis betrug im zweiten Quartal rund 547 Millionen Euro. Das waren vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Wert des Immobilienportfolios stieg bis Ende Juni im Vergleich zum Jahresende 2019 um 593 Millionen Euro.
Vor allem in den Großstädten steigen die Mieten schon seit Jahren, inzwischen holen aber auch zahlreiche mittelgroße Städte kräftig auf. Die Miete auf vergleichbarer Fläche in LEG-Immobilien stieg im zweiten Quartal um 2,6 Prozent auf durchschnittlich 5,90 Euro pro Quadratmeter, teilte der Konzern weiter mit. Ohne die preisgebundenen Wohnungen, die rund ein Viertel an dem Immobilienportfolio von LEG ausmachen, legten die Mieten im Schnitt um 2,9 Prozent auf 6,27 Euro zu.
Zum Mietanstieg trugen auch maßgeblich Modernisierungen bei. LEG gab von April bis Juni für Modernisierungen rund 40 Prozent mehr aus als ein Jahr zuvor. Immobilienkonzerne dürfen einen Teil der Kosten für energetische Maßnahmen wie etwa neue Fenster oder Dämmungen der Fassade auf die Mieter umlegen. Allerdings werde das Mietwachstum im laufenden Jahr mit etwa 2,3 Prozent weniger stark zulegen als zuletzt geplant, hieß es weiter. Bereits bei Vorlage der Zahlen zum Auftaktquartal hatte LEG mitgeteilt, dass die Mieten weniger als 2,8 Prozent im Gesamtjahr steigen dürften. LEG begründete dies mit dem freiwilligen zeitlich begrenzten Verzicht auf Mieterhöhungen wegen der Corona-Krise und dem gesetzlich möglichen Zahlungsaufschub von Mieten.
Gleichzeitig will das Unternehmen die niedrigere Mehrwertsteuer und die derzeit verfügbaren Handwerkerkapazitäten nutzen und mehr investieren als ursprünglich geplant. Statt rund 280 Millionen Euro plane das Unternehmen nun rund 350 Millionen Euro in Modernisierung und Instandhaltung zu stecken, sagte eine Sprecherin.
Der Gegenwind für die großen Wohnimmobilien-Konzerne wird in Deutschland schärfer. Erst jüngst verlängerte der Bundestag angesichts der anhaltenden Wohnungsnot die Mietpreisbremse um fünf Jahre und verschärfte sie zudem. Künftig können Mieter zu viel gezahlte Miete auch für bis zu zweieinhalb Jahre rückwirkend zurückfordern.
Das Portfolio der LEG verteilte sich zuletzt auf 180 Standorte vor allem in Nordrhein-Westfalen und umfasste zum Stichtag Ende Juni knapp 138 000 Wohneinheiten sowie 1288 Gewerbeimmobilien. Im Zuge der bereits verkündeten Strategieüberprüfung nimmt das Unternehmen nun auch sogenannte B- und C-Städte in Pendlerregionen sowie Standorte außerhalb des Bundeslandes ins Visier. Hier verspricht sich der Konzern noch deutliches Mietwachstum.
Dabei will LEG womöglich auch verstärkt selbst als Bauherr in Aktion treten. Ab 2023 will LEG jährlich mindestens 250 Wohneinheiten selbst bauen. "1000 Wohneinheiten können mit Sicherheit durch Verdichtung auf eigenen Grundstücken entstehen", hatte Unternehmenschef von Lackum im März bei Vorlage der Jahreszahlen gesagt. Zudem will LEG ab 2023 jährlich 250 fertiggestellte Wohnungen von Projektentwicklern erwerben./mne/eas/jha/
Quelle: dpa-Afx