AMSTERDAM (dpa-AFX) - Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat im Corona-Jahr 2020 deutlich vom Trend hin zu Online-Essensbestellungen profitiert. Der Umsatz stieg verglichen mit dem Vorjahr um mehr als die Hälfte auf rund 2,4 Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwoch in Amsterdam bei der Vorstellung von Eckdaten zum letzten Jahr mitteilte. Allerdings belasteten hohe Investitionen das Ergebnis.

Weltweit verzeichnete das Unternehmen im vergangenen Jahr gut 588 Millionen Bestellungen, das waren 39 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei zog das Wachstum im letzten Quartal 2020, das in vielen Ländern von erneuten und verschärften Lockdowns geprägt war, nochmals an. Die Zahl der Bestellungen stieg um 57 Prozent, der Umsatz wuchs um mehr als 60 Prozent. Vor allem in Kanada konnte der Konzern starkes Wachstum verzeichnen, Umsatz und Bestellzahlen verdoppelten sich nahezu.

Allerdings schmeckten die Zahlen den Anlegern am Mittwochvormittag eher nicht. Die Aktie des Lieferdienstes knickte in den ersten Handelsstunden um fast fünf Prozent auf gut 97 Euro ein. Auf dem Niveau hatte sich der Kurs von Just Eat Takeaway zuletzt Mitte November befunden. Die Dax-Aktien von Delivery Hero notieren im Sog 2 Prozent schwächer.

Das starke Wachstum geht nämlich ins Geld. Für das Gesamtjahr schätzt das Management die Marge des bereinigen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf nur noch rund 10 Prozent - im ersten Halbjahr hatte sie bei 17 Prozent gelegen. Vor allem im vierten Quartal habe das Unternehmen viel in den Ausbau von Lieferungen gesteckt, hieß es. Damit sind in aller Regel vor allem Werbung und Rabatte gemeint. Um den starken Schwung der Geschäfte zu nutzen, werde man auch weiter dem Gewinn von Marktanteilen Vorrang geben vor der Profitabilität, ließ das Management wissen.

Zwar seien die Aufträge im vierten Quartal besser als erwartet ausgefallen, sagte RBC-Analystin Sherri Malek. Sie monierte aber, dass beschleunigte Investitionen nun dazu führten, dass die Konsensschätzungen für das operative Ergebnis (Ebitda) 2020 reduziert würden. Ähnlich äußerte sich ihr Kollege vom Analysehaus Jefferies, Giles Thorne: Infolge der Investitionen erwartet er eine Korrektur der Erwartungen an das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) nach unten.

Unterdessen zeigte sich Just Eat Takeaway auch "zufrieden" mit dem Fortschritt bei der Übernahme des US-Lieferdienstes Grubhub: Weiterhin gehe der Vorstand davon aus, dass der Deal im ersten Halbjahr abgeschlossen sein wird.

Mit dem Kauf will das Management die Fusionswelle in der Branche zu seinen Gunsten nutzen. So hatten die Niederländer vom mittlerweile in den deutschen Leitindex Dax aufgestiegenen Berliner Konzern Delivery Hero im Frühjahr 2019 dessen deutsche Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora übernommen, bevor sie mit den Briten von Just Eat fusionierten.

Just Eat Takeaway ist vor allem in Europa, Australien, Brasilien und Kanada vertreten. Mit dem Grubhub-Deal will sich der Konzern auch in den Vereinigten Staaten positionieren. Delivery Hero konzentriert sich derweil neben kleineren europäischen Märkten vor allem auf Asien, den Nahen Osten und Nordafrika./ngu/men/fba

Quelle: dpa-Afx