BERLIN (dpa-AFX) - Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) rechnet nicht mit einer baldigen Besserung der Lage an den Flughäfen mit zahlreichen Flugstreichungen und Verspätungen. "Die Situation im europäischen Luftverkehrssystem ist für alle eine enorme Herausforderung", sagte Wissing der "Bild am Sonntag". Der Fachkräftemangel erreiche den Alltag der Menschen immer stärker. Kurzfristige Lösungen seien eher unwahrscheinlich. Der CSU-Verkehrsexperte Ulrich Lange kritisierte Wissing scharf: "Er kann sich nicht einfach achselzuckend wegducken und die Menschen mit dem von der Ampel mitverschuldeten Verkehrschaos allein lassen."
Nach Einschätzung der stellvertretenden Verdi-Vorsitzenden Christine Behle, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei der Lufthansa
Die Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR), Marija Linnhoff, bezeichnete die Zustände an deutschen Flughäfen als "einfach unfassbar". Überraschend sei die Reiselust nicht, doch zwei Jahre Personalabbau rächten sich jetzt, sagte sie der "Bild am Sonntag". So kurz vor der Sommersaison müsse mit dem Schlimmsten gerechnet werden.
Die Airlines verteidigen sich. "Die Aufhebung der Reisebeschränkungen ist von den Regierungen sehr kurzfristig entschieden worden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow. Deshalb habe es keine verlässliche Planbarkeit bei der Personalausstattung für die Wiederaufnahme des Verkehrs gegeben.
Seit Wochen gibt es an Deutschlands Flughäfen massive Probleme wegen Personalmangels in der Branche, allein die Lufthansa will im Juli 900 Flüge in München und Frankfurt streichen. "Das Wichtigste in dieser Lage ist, dass schnell mehr Personal angeworben wird und Dienstleistungen wieder selbst von den Flughafengesellschaften erbracht und die Beschäftigten dort angestellt werden", forderte Gewerkschafterin Behle.
Vom Personalmangel in allen Dienstleistungsbereichen am Boden wie Sicherheitskontrolle, Check-in oder Gepäckabfertigung sind Verdi zufolge besonders die großen Flughäfen wie Frankfurt, Hamburg, Berlin und Düsseldorf betroffen. Auch in München fehle Personal, allerdings sei die Lage dort besser, weil das Sicherheitspersonal nicht bei einer Privatfirma angestellt sei, sondern bei einer Firma im Staatsbesitz, die nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahle./hgo/DP/mis
Quelle: dpa-Afx