FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Gabelstapler-Hersteller Kion will mit frischem Geld von Aktionären seinen Schuldenberg abbauen und nach der Corona-Krise wieder auf Wachstum schalten. Die Ausgabe von gut 13 Millionen Aktien könnte Kion viele hundert Millionen Euro einbringen. Der Vorstand hofft laut Angaben vom Mittwochabend, dass der Konzern dadurch die Kreditlinie kündigen kann, die er sich im Mai von der staatlichen Förderbank KfW und anderen Banken wegen der Belastungen durch die Corona-Pandemie gesichert hatte.

An der Börse wurden die Nachrichten am Donnerstag mit einem Kursrutsch quittiert. Die Kion-Aktie verlor am Morgen kurz nach Handelsstart fast zwölf Prozent an Wert und lag zuletzt noch mit 9,6 Prozent im Minus bei 64,82 Euro. Allerdings gehört das Papier damit immer noch knapp zu den Gewinnern in der Corona-Krise.

Branchenexperte Sven Weier von der Schweizer Großbank UBS nannte die Kapitalerhöhung "überraschend". Anleger hätten mit einem solchen Schritt bis zum Sommer gerechnet, doch inzwischen sei dies seiner Ansicht nach nicht mehr im Aktienkurs eingepreist.

Gemessen am Schlusskurs vom Mittwoch würden Kion bei der Kapitalerhöhung brutto rund 940 Millionen Euro zufließen. Analysten gingen in ersten Schätzungen jedoch teils von deutlich weniger aus.

UBS-Experte Weier rät Aktionären dazu, an der Börse nicht überzureagieren. Da sich Kion-Großaktionär Weichai Power an der Kapitalerhöhung beteilige, kämen faktisch deutlich weniger neue Aktien auf den Markt, als es zunächst scheine. Zudem würden die Bedenken wegen Kions hoher Verschuldung durch den Schritt beseitigt, und das Geschäft mit Lager- und Sortiersystemen und anderer Technik für die Lieferkettenlogistik berge für den Hersteller womöglich größere Wachstumschancen als bisher gedacht.

So erklärt die Kion-Führung die Ausgabe neuer Aktien nicht nur mit dem Schuldenabbau. "Die Kapitalerhöhung soll uns in die Lage versetzen, die Strategie des profitablen Wachstums auf einer noch stärkeren Basis umzusetzen", sagte Kion-Chef Gordon Riske. "Wir wollen an den Perspektiven unserer Märkte nach der Covid-19-Pandemie teilhaben und unser zukünftiges Wachstum frühzeitig aktiv vorbereiten", ergänzte Finanzchefin Anke Groth.

So habe der Konzern trotz der Pandemie in den ersten neun Monaten mehr Aufträge eingesammelt als ein Jahr zuvor. Für die Zukunft baut der Vorstand weiterhin auf das Servicegeschäft, den Boom im Onlinehandel sowie das Projektgeschäft mit automatisierten Lösungen für globale Lieferketten.

Zunächst steht aber die Kapitalerhöhung an. Die Anteilsscheine, die Kion neu ausgeben will, entsprechen etwa elf Prozent des derzeitigen Aktienkapitals und sollen zunächst den bisherigen Eigentümern angeboten werden. Sie haben das Recht, für neun bestehende eine neue Aktie zum Bezugspreis zu kaufen. Einen Großteil der neuen Anteilsscheine will Großaktionär Weichai Power zeichnen. Weichai hält bisher gut 45 Prozent der Kion-Anteile.

Die Bezugszeit für die neuen Aktien beginnt am 20. November und endet am 3. Dezember. Der Bezugspreis soll am 30. November festgelegt werden. Wie hoch genau die Kapitalerhöhung ausfällt und wie viel Geld Kion damit einstreicht, will der Konzern voraussichtlich am 4. Dezember bekanntgeben. Die neuen Aktien sollen ab dem Jahreswechsel voll gewinnberechtigt sein./stw/he/ag/ssc/jha/

Quelle: dpa-Afx