FRANKFURT (dpa-AFX) - Kion hebt angesichts gut laufender Gabelstapler-Geschäfte seine Jahresziele erneut an. Bereits nach den ersten drei Monaten war das Management mit Blick auf das Gesamtjahr optimistischer geworden. Sorgenkind bleibt allerdings der Geschäftsbereich mit Automationssystemen: Der Vorstand geht für den Bereich im Vergleich zu den ersten sechs Monaten zwar von einem besseren zweiten Halbjahr aus. Im zweiten Quartal war das eigentlich als Zukunftsgeschäft gepriesene Segment aber nur knapp profitabel, wie aus dem am Donnerstag in Frankfurt vorgelegten Bericht hervorgeht. An der Börse kamen Zahlenwerk und Ausblick aber gut an, die Kion-Aktie legte zu.
Der Vorstand rechnet für 2023 statt des zuvor angepeilten Minimums von 11,2 Milliarden Euro nun mit mindestens 11,4 Milliarden Euro Umsatz - und damit mehr, als die vom Unternehmen erfassten Analysten zuvor geschätzt hatten. Von den Erlösen sollen als um Sonder- und Einmaleffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) mindestens 680 Millionen Euro bleiben. Bislang standen mindestens 615 Millionen im Plan. Auch die am Kapitalmarkt viel beachtete Kennziffern des freien Barmittelzuflusses, sowie die Rendite auf das eingesetzte Kapital erhöhte der Vorstand.
Der Aktie gelang auf die Nachrichten hin ein Kurssprung: In den vergangenen Wochen hatte sie sich in einem Band rund um 36 Euro bewegt, am Donnerstag stand sie zuletzt mit mehr als 7 Prozent im Plus - zeitweise ging es über 38 Euro. Auf diesem Niveau lag der Kurs zuletzt im Mai. Der bisher höchste Stand dieses Jahr bei mehr als 40 Euro aus dem Februar rückt wieder in Sichtweite. Seit dem kurz darauf im März erreichten tiefsten Stand hat das im MDax notierte Papier mittlerweile mehr als ein Drittel hinzugewonnen.
Unterm Strich entfiel auf die Aktionäre im zweiten Quartal ein Gewinn von 71,2 Millionen Euro, er sank damit wegen höherer Steuern und niedriger Finanzerträge um rund 10 Prozent. Der Umsatz blieb mit gut 2,8 Milliarden Euro weitestgehend stabil. Abseits von Sondereffekten verdiente Kion im Tagesgeschäft mit 192,3 Millionen Euro gut ein Drittel mehr als im Vorjahr. Dies entsprach einer bereinigten operativen Marge von 6,8 Prozent, nach 5,0 Prozent ein Jahr zuvor. Die Frankfurter sahen sich zwar einer geringeren Nachfrage gegenüber als vor einem Jahr, konnten die Aufträge aber profitabler abarbeiten.
Für das Lieferketten-Segment galt das aber nicht. Hier bietet Kion etwa Sortieranlagen und fahrerlose Transportsysteme für Kunden wie Nike
Der Kion-Vorstand begründete das mit dem Abarbeiten von Altprojekten in den ersten sechs Monaten. Allerdings dürften es laut der für das Segment nur bestätigten Jahresprognose auch nach zwölf Monaten kaum mehr als zwei Prozent Marge werden. Der Grund sind unter anderem Projektverzögerungen durch fehlende Bauteile und Ineffizienzen bei der Einsatzplanung von Monteuren.
Das Geschäft mit Gabelstaplern und Flurförderzeugen erholte sich derweil in den vergangenen Monaten. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um fast ein Viertel, trotz eines zurückgehenden Auftragseingangs. Den Gewinn der Sparte aus dem Tagesgeschäft konnte Kion mehr als verdoppeln. Das starke Geschäft mit Flurförderzeugen sei ein Beweis dafür, dass Kion deutlich widerstandsfähiger und agiler für die Zukunft sei, sagte Konzernchef Rob Smith laut Mitteilung.
Er hatte den Hersteller von Gabelstaplermarken wie Linde und Still kurz nach seinem Amtsantritt Anfang 2022 durch schwierige Monate leiten müssen. Hohe Materialkosten und fehlende Preisklauseln in den Verträgen mit ihren Kunden hatten die Marge der Frankfurter belastet. Mittelfristig will Kion in seinen beiden Segmenten bis 2027 mehr als zehn Prozent operative Marge erwirtschaften./lew/tav/jha/
Quelle: dpa-Afx