HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kupferkonzern Aurubis
So rechnet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2021/2022 (Ende September) mit einem operativen Vorsteuerergebnis (Ebt) von 320 bis 380 Millionen Euro, wie Aurubis am Freitag in Hamburg bei der Vorlage ausführlicher Jahreszahlen mitteilte. Damit liegt das Unternehmen über der durchschnittlichen Erwartung der Analysten, die bisher mit einem Wert am unteren Ende der Spanne rechnen.
Der Prognose zufolge könnte das operative Vorsteuerergebnis im besten Fall erneut zulegen, es könnte aber bei ungünstigem Geschäftsverlauf im Vergleich zum Vorjahr auch sinken. Beim operativen Vorsteuerergebnis handelt es sich um eine um Metallpreisschwankungen bereinigte Gewinnkennziffer.
Bei Anlegern kamen die Nachrichten sehr gut an. Die Aurubis-Papiere legten in den ersten Handelsminuten um mehr als sechs Prozent zu. Im laufenden Jahr steht für die Titel aktuell ein Plus von rund einem Viertel zu Buche, während der MDax in dieser Zeit rund zehn Prozent hinzugewonnen hat. Ende Juli war die Aktie auf ein Rekordhoch von 87,74 Euro geklettert, lag zuletzt aber mit rund 80 Euro etwas darunter. Aktuell kommt Aurubis auf eine Marktkapitalisierung von rund 3,6 Milliarden Euro.
Aus Sicht von Analyst Christian Obst von der Baader Bank lässt das für 2021/22 avisierte Vorsteuerergebnis dem Marktkonsens noch Spielraum. Die Barmittelgenerierung des Kupferkonzerns sei stark. Der Experte sieht das Rekordjahr als gute Basis für weiteres Wachstum. Er will seine Schätzungen nach dem anstehenden Kapitalmarkttag an diesem Montag überarbeiten.
Im laufenden Geschäftsjahr rechnet Aurubis mit einem guten Angebot an Kupferkonzentraten. Das Angebot an Recyclingmaterialien soll mindestens stabil sein. Außerdem geht die Salzgitter-Beteiligung
Kupfer ist am Weltmarkt derzeit stark gefragt, auch der Boom rund um Elektroautos lässt die Nachfrage steigen. Doch auch Hersteller von Telekommunikations-, Haushalts- und Unterhaltungselektronik brauchen es. Eine hohe Nachfrage sowie ein hohes Angebot an Kupferkonzentraten und Recylingmateralien sind positiv für Aurubis - letzteres auch, weil es für eine gute Auslastung der Schmelzöfen sorgt.
Wie bereits bekannt, hatte der Konzern das operative Vorsteuerergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund 60 Prozent auf 353 Millionen Euro gesteigert und erzielte damit das höchste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Aurubis profitierte unter anderem von einer starken Nachfrage, höheren Raffinierlöhnen für Recyclingmaterialien und gestiegenen Metallpreisen.
Der Umsatz legte im Jahresvergleich um fast ein Drittel auf 16,3 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stand ein auf die Aktionäre entfallender Überschuss von 613 Millionen Euro nach 265 Millionen ein Jahr zuvor. Bereinigt um Bewertungseffekte von Vorräten und des Anlagevermögens legte der Gewinn auf 266 (Vorjahr: 167) Millionen Euro zu. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,60 Euro je Anteilsschein erhalten und damit 30 Cent mehr als ein Jahr zuvor. Die Ausschüttung steigt damit abermals und fällt zudem höher aus, als Experten erwartet hatten.
Konzernchef Roland Harings zeigte sich zufrieden, verwies aber auch auf Herausforderungen wie Lieferkettenengpässe und steigende Energiepreise. Im vierten Quartal sank das operative Vorsteuerergebnis denn auch leicht von 88 auf 85 Millionen Euro. Aurubis hatte dies bereits im Oktober mit höheren Kosten für Energie begründet.
Der Manager unterstrich, dass das Geschäftsjahr trotz vieler positiven Zahlen noch immer weitgehend unter Corona-Bedingungen abgelaufen sei. Dennoch verdeutlichte Harings, dass sich das Jahr für Aurubis "nahezu reibungslos" entwickelt habe. Er hob die konzernweit hohe Anlagenverfügbarkeit, aber auch die Integration der neuen Recyclingstandorte in Belgien und Spanien hervor. Zudem greife das laufende Sparprogramm, unterstrich Harings, dessen Vertrag erst im Herbst um fünf Jahre verlängert worden war.
Mit Blick auf das durch ein Unwetter in diesem Sommer zerstörte Werk im nordrhein-westfälischen Stolberg, betonte Harings, dass Aurubis aufgrund einer vollständigen Versicherung kein Schaden entstanden sei. Mittlerweile sei die Produktion nach den Starkregenschäden schrittweise wieder aufgenommen worden.
Aurubis nahm bei der Bilanzvorlage auch Bezug auf seine aktualisierte Konzernstrategie. So soll das Kerngeschäft gestärkt werden, zudem will der Konzern insbesondere im Recycling wachsen, hieß es. Das Wachstum soll auch durch Präsenz und Investitionen in internationalen Märkten vorangetrieben werden, etwa im US-Bundesstaat Georgia oder im belgischen Beerse./eas/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx