GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der gute Lauf bei Sartorius
Sartorius wächst bereits seit Jahren kräftig, doch beschert die Corona-Pandemie den Niedersachsen dank der beschleunigten Impfstoffforschung derzeit noch eine "Extraportion" Rückenwind. Es ist somit schon die zweite Zielanhebung in diesem Jahr, nachdem das Unternehmen bereits im März die Messlatte höher gelegt hatte.
Laut der neuen Prognose peilt das Management um Konzernchef Joachim Kreuzburg nunmehr für 2021 währungsbereinigt ein Umsatzplus von rund 45 Prozent an statt wie bisher um etwa 35 Prozent, wie der Konzern am Vorabend mitgeteilt hatte. Auch der bereinigte operative Gewinn soll höher ausfallen als bisher gedacht.
So erwartet die Sartorius-Führung, dass im Gesamtjahr nun etwa 34 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (operatives Ebitda) beim Unternehmen hängen bleiben. Bisher hatte das Management mit etwa 32 Prozent gerechnet. Im Jahr 2020 hatte Sartorius noch eine operative Ertragsmarge von 29,6 Prozent erzielt.
Den Angaben zufolge steht die Prognose wegen der Pandemie jedoch immer noch unter größerer Unsicherheit als üblich. So setzt der Vorstand voraus, dass die Lieferketten stabil und die Produktionslinien in Betrieb bleiben. Dessen ungeachtet bestätigte der Konzern seine bereits im Januar angehobenen Mittelfristziele bis 2025.
An der Börse legte die Sartorius-Aktie am Dienstagmorgen zunächst um bis zu viereinhalb Prozent zu, dämmte das Plus aber auf zuletzt knapp drei Prozent ein. Damit kosteten sie noch 462,90 Euro. Den Papieren des an der Euronext notierten Teilkonzerns Sartorius Stedim Biotech erging es ähnlich.
Analysten lobten die aktuelle Geschäftsentwicklung: Die Umsätze des Labordienstleisters und Pharmazulieferers sowie seiner Biotechnologie-Tochter im zweiten Quartal lägen über den Markterwartungen, schrieb Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan. Auch die Anhebung der Jahresumsatzziele falle überraschend stark aus. Auch Berenberg-Analyst Scott Bardo bezeichnete die Zahlen beider Geschäftsbereiche als stark.
Der Erfolg des Unternehmens zeichnet sich auch deutlich im Aktienkurs ab: Seit Jahresbeginn hat das Papier um knapp ein Drittel zugelegt. Allerdings ist der Kurs inzwischen wieder deutlich von seinem Anfang Februar erreichten Hoch bei mehr als 500 Euro abgerückt.
Sartorius erlebt seit Monaten einen Bestellboom von Anbietern von Corona-Tests und Impfstoffforschern, weswegen das Unternehmen Fertigungskapazitäten am Stammsitz in Göttingen ausbaut, aber auch international wird aufgestockt. Zudem kauft der Konzern stetig zu. Erst unlängst wurde die Übernahme der Mehrheit beim Freiburger Reagenzienhersteller Cellgenix angekündigt.
Nach einem kräftigen Umsatz- und Ergebnissprung bereits zum Jahresauftakt lief es vorläufigen Zahlen zufolge für Sartorius auch im ersten Halbjahr rund. Für die ersten sechs Monate stellte die Sartorius-Führung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein währungsbereinigtes Umsatzplus von etwa 60 Prozent in Aussicht. Davon sollen etwas mehr als 34 Prozent als bereinigter operativer Gewinn (Ebitda) übrig geblieben sein, was ebenfalls einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von 27,8 Prozent bedeuten würde.
Die stärksten Zuwächse gab es in der Sparte Bioprocess Solutions, die Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika anbietet. Hier rechnet Sartorius währungsbereinigt mit einem Anstieg der Halbjahreserlöse um rund 63 Prozent. Aber auch die Laborsparte legte deutlich zu, dort zeichnet sich ein Umsatzplus von rund 52 Prozent ab. Die vollständigen Halbjahreszahlen will Sartorius wie geplant am 21. Juli veröffentlichen./tav/stw/mne/mis
Quelle: dpa-Afx