KÖLN (dpa-AFX) - Die durch den Corona-Lockdown nochmals verschärfte Autoflaute und die Schwäche der Industrie haben den Chemiekonzern Lanxess
"Wie erwartet haben wir nach dem massiven Einbruch der Weltwirtschaft im zweiten Quartal die Corona-Krise deutlich stärker gespürt als noch in den ersten drei Monaten des Jahres," sagte Zachert laut Mitteilung vom Donnerstag bei der Zahlenvorlage. Insgesamt sei die Zeit herausfordernd, aber es gebe in Asien bereits erste Zeichen einer wieder besseren Entwicklung, gibt sich der Manager zuversichtlich. Für das Gesamtjahr plant er weiter mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 800 bis 900 Millionen Euro.
Nach den ersten sechs Monaten steht mit 469 Millionen Euro hier bisher mehr als die Hälfte des oberen Endes in den Büchern. Allerdings lief es dabei im zweiten Quartal nochmals schlechter als zum Jahresstart: Das bereinigte operative Ergebnis sackte von April bis Ende Juni um rund ein Fünftel auf 224 Millionen Euro ab. Der Umsatz fiel mit einem Minus von knapp 17 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro ähnlich deutlich.
Zu spüren bekommt Lanxess die Folgen der Corona-Pandemie insbesondere im Geschäft mit der Autobranche, aber auch mit der Luftfahrt-, Öl- und Gasindustrie. So stand die Sparte Engineering Materials, die Spezial-Kunststoffe für Autobauer anbietet, weiter unter Druck. Auch das Geschäft mit Basis- und Feinchemikalien für die Industrie (Advanced Intermediates) litt unter der schwächeren Nachfrage. Und auch die Nachfrage etwa der Reifenhersteller nach Kautschukzusätzen und der Industrie nach Schmierstoffadditiven fiel deutlich, was auf das Geschäft der Sparte für Zusatzstoffe (Special Additives) drückte.
Der einzige der vier Geschäftsbereiche, der Umsatz und bereinigtes Ebitda steigern konnte, war die Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz, Desinfektionsmittel und Wasseraufbereitung. Das Segment profitiert vom gesteigerten Hygienebedürfnis in der Virus-Pandemie sowie von der hohen Nachfrage nach Desinfektionsmitteln im Zuge der Schweinepest.
Rund lief es aber auch für die auf Kunden aus der Agrar- und Pharmaindustrie fokussierte Feinchemikalientochter Saltigo. Zudem lieferte der Anfang des Jahres übernommene brasilianische Hersteller von Farben- und Lackzusätzen einen Beitrag, dessen Produkte Schädlinge etwa von Möbel fern halten sollen.
Die kleinere Übernahme war Teil des Konzernumbaus hin zur Spezialchemie, die in der Regel höhere Gewinnmargen ermöglicht als das Geschäft mit Standardware. Diese Entwicklung trieb Lanxess-Chef Zachert nun mit dem Verkauf des Geschäfts mit organischen Lederchemikalien voran. Der Bereich geht - je nach Höhe der Erfolgskomponente - für bis zu 195 Millionen Euro an die TFL Ledertechnik GmbH.
Teil des Umbaus war auch der Verkauf der Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta, der im Frühling abschlossen wurde. Dank des Verkaufserlöses stand bei Lanxess im zweiten Quartal ein Gewinn von 803 Millionen Euro unter dem Strich nach 96 Millionen vor einem Jahr.
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hob in seiner ersten Einschätzung der Quartalszahlen insbesondere den Verkauf der Lederchemie positiv hervor, da sich das Lanxess-Portfolio dadurch weiter verbessere. Die Bestätigung des Jahresgewinnziels dürfte aber kein großer Treiber mehr sein, nachdem sich Konzernchef Zachert bereits jüngst dazu in einem Zeitungsinterview geäußert hatte./mis/men/jha/
Quelle: dpa-Afx